Tanzende Fischstäbchen

Über kurz oder lang machen alle ihre Erfahrungen mit Kultur-Sponsoring. Am Bremerhavener TiF wird jetzt zum Beispiel besonders viel Gefriergemüse verzehrt

Hintereinander gelegt ergeben sie ein Band, das von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen reicht – die Fischstäbchen der Bremerhavener Firma Frosta. Jetzt aber geht die Tiefkühlware einen näher liegenden Weg, nämlich in’s Theater am Fischereihafen (TiF). Seit vergangener Woche ist der Gefriergigant Hauptsponsor des kleinen Hauses.

Das TiF – ohne eigenes Ensemble – veranstaltet ambitionierte Gastspiele (im Sommer direkt am Hafenbecken) und ist Bremerhavens Bühne für experimentellen Tanz. Damit zieht es ein Publikum an, das bestimmt Appetit auf Stäbchen und innovative Gefriergemüse-Kreationen hat – so vermutet Frosta, das eine „erhebliche fünfstellige Summe“ pro Jahr zuschießt. Dafür wird die Firma auf allen Publikationen erwähnt, bekommt ein Kartenkontingent und zwei Mal im Jahr das ganze Theater für Produktpräsentationen. Allerdings: „Die Bühne selbst bleibt während des normalen Programms werbungsfrei“, versichert TiF-Leiterin Dorothee Starke. Werbung geht eben verschiedenste Wege: Das Bremer Waldau Theater (jetzt „Komödie Bremen“) entschied sich kürzlich dafür, vom eigenen Ensemble vor einigen Vorstellungen Werbesketche spielen zu lassen.

Für das TiF ist Frosta der erste Hauptsponsor überhaupt. Dessen Beitrag entspricht immerhin einem Drittel des öffentlichen Zuschusses. Und: Rechte und Pflichten beider Seiten sind in einem Sponsorvertrag detailliert festgehalten – nicht zuletzt die sechsjährige Laufzeit der Vereinbarung.

Diese Absicherung macht Sinn, wie die Bremerhavener Erfahrungen lehren. Frosta war bislang einer der beiden Hauptsponsoren des Bremerhavener Ballett-Fonds, der sowohl Gastspiele des Ensembles als auch das Engagement von GasttänzerInnen finanziert, ohne die größere Ballett-Abende nicht möglich wären. Doch im Januar, während der laufenden Spielzeit, verabschiedete sich der Konzern aus der Förderung. Das hatte bereits unmittelbare Auswirkungen auf die Produktion „Gefährliche Liebschaften.“ Merke: Auch auf Fischstäbchen ist nicht immer Verlass. Henning Bleyl