Ströbele verlangt Aufklärung

Der Grüne stellt der Regierung Fragen zu den Berichten über Massaker in Afghanistan

BERLIN taz ■ Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele verlangt von der Bundesregierung Aufklärung über angebliche Massaker an mehreren tausend Taliban-Kämpfern in Afghanistan. Ströbele hat dazu mehrere schriftliche Fragen an die Regierung gerichtet, die Berichte über Massenerschießungen an rund 3.000 gefangenen Taliban im November vorigen Jahres in der Nähe der nordafghanischen Stadt Masar-i Scharif betreffen. An diesen Erschießungen sollen auch amerikanische Soldaten beteiligt gewesen sein. Der irische Journalist Jamie Doran hat vor zwei Wochen in einem Dokumentarfilm Zeugen für dieses Massaker präsentiert.

Ströbele will jetzt von der Bundesregierung wissen, ob diese Berichte ihrer Kenntnis nach zutreffend sind und es sich um ein Verbrechen gegen das Völkerrecht handelt. „Welche Gründe hat die Bundesregierung, falls sie Anhaltspunkte für diesen Verdacht verneint?“, schreibt er in seinem Fragenkatalog, der der taz vorliegt. Die PDS-Bundestagsfraktion forderte bereits vor zwei Wochen eine Aufklärung der Vorwürfe durch eine internationale Untersuchungskommission. Sie wird ihre Forderung heute in einem offenen Brief an Außenminister Joschka Fischer noch einmal bekräftigen.

Eine Sprecherin des Außenministeriums wies gestern auf Nachfrage der taz darauf hin, dass der Bundesregierung keine eigenen Erkenntnisse über ein Massaker vorlägen. Das Auswärtige Amt unterstütze aber jeden Beitrag zu einer Aufklärung. Das amerikanische Verteidigungsministerium hat entsprechende Vorwürfe als „unbegründet“ zurückgewiesen. Eine offizielle Untersuchung lehnte das Pentagon ab. JENS KÖNIG