ofusaido
: Ziemlich undiplomatisch

Berliner TV-WM

Sie wissen schon: Weltkrieg, Weltkrieg, Holocaust – das sind so, in chronologischer Reihenfolge, die wesentlichen Schrecken, die Deutschland über die Welt gebracht hat. Müssen sie jetzt auch noch mit einer Rumpel-Mannschaft erneut ins Finale der Fußball-Weltmeisterschaft einziehen? Und wie will man das im Ausland verkaufen?

Die professionellen Deutschland-Verkäuferinnen und Verkäufer des Auswärtigen Amtes am Werder’schen Markt nahe dem Schlossplatz scheinen damit keine Probleme zu haben: Es wird gejubelt am Großbildschirm im „coffee-shop“ des eleganten Atrium-Baus. Das allerdings erst, als klar ist, dass die deutschen Grobmotoriker tatsächlich ins Finale einziehen. Einige Krawattenträger sind unter den rund 80 Leuten, die es sich beim Milchkaffee gemütlich gemacht haben. Nur wenige Kolleginnen und Kollegen seien hier, sagt eine Diplomatin. Nur rund drei Männer wagen es, ein Bier zu trinken.

Als der Schlusspfiff erschallt, öffnet sich ein Bürofenster zum Innenhof. Jubelschreie dringen heraus. Routiniert zerstreut sich die Runde, zufrieden, leidenschaftslos. Nur die Betreiber des „coffee shops“ legen eine hier völlig unpassende CD auf: „We are the champions“ von Queen ertönt. Ausgesprochen undiplomatisch ist das. GES

ofusaido heißt auf Japanisch „Abseits