Einer, der die Leute wahnsinnig macht

Brasiliens Verteidiger Edmilson will heute gegen die Türkei nicht nur ins Finale, sondern auch den Marktwert steigern

SAITAMA dpa ■ Ottmar Hitzfeld hätte ihn gerne, doch der FC Bayern München kann sich Edmilson wohl nicht mehr leisten. Denn inzwischen macht halb Europa Jagd auf den brasilianischen Nationalverteidiger, der heute gegen die Türkei um den Einzug ins WM-Finale, aber auch um die eigene Zukunft spielt. „Weltmeister zu werden, wäre gut für unser Team – und ein Segen für mich“, sagte der 25-Jährige.

Zwar hatte Bayern-Manager Uli Hoeneß noch vor dem WM-Anpfiff beim französischen Meister Olympique Lyon ein Angebot für den Defensiv- Spezialisten abgegeben. Doch seitdem haben auch Manchester United, Arsenal London und zuletzt der FC Barcelona ihre Fühler nach Edmilson ausgestreckt – und den Preis in die Höhe getrieben.

„Da schwirren eine Menge Gerüchte herum, aber sie beschäftigen mich im Moment nicht. Wenn die Weltmeisterschaft beendet ist, werde ich die Angebote sondieren und mich in aller Ruhe entscheiden“, sagte Edmilson vor dem Halbfinal-Schlager in Saitama nördlich von Tokio. Auf jeden Fall will er Olympique Lyon, das ihn vor zwei Jahren für 10,7 Millionen Euro vom FC São Paulo verpflichtet hatte, trotz eines Vertrages bis 2005 verlassen. Auch der Club ist zur Trennung bereit. Olympique-Präsident Jean-Michel Aulas will noch in dieser Woche nach Japan reisen und mit potenziellen Interessenten verhandeln.

Der Preis für den 25-jährigen Defensiv-Spezialisten lag zum WM-Start bei gut 15 Millionen Euro. Inzwischen dürfte sich der Marktwert des 21-maligen Internationalen weiter gesteigert haben, denn mit WM-Beginn hat er sich in die Stammformation der „Seleção“ gespielt. Dabei ist er in der Heimat alles andere als unumstritten, weil er sich allzu ungern vom Ball trennen mag und selbst im eigenen Strafraum das Dribbling nicht scheut. „Ich kann verstehen, wenn die Leute zu Hause am Fernseher wahnsinnig werden, aber so spiele ich eben“, sieht Edmilson keinen Grund, sich zu ändern.

Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari aber vertraut dem Abwehrcrack, der nach dem Double aus Meisterschaft und Pokal in Lyon nun nach dem großen Coup mit Brasilien strebt. „Weltmeister zu werden, wäre ein Geschenk Gottes“, sagte Edmilson.

Die nötigen Tore zur Erreichung dieses Zieles soll Ronaldo schießen. Der 25-jährige Stürmer erhielt nach ausgeheilter Muskelverletzung im linken Oberschenkel von Teamarzt José Luiz Runco „grünes Licht“ für seinen lange in Frage stehenden Einsatz. „Ich bin wieder fit. Der Torjäger-Titel interessiert mich weniger. Ich will ins Finale und dann Weltmeister werden“, sagte Ronaldo.