25 Jahre Schulkampf

Der Schulpolitik fehlt Verlässlichkeit und Kontinuität / Die GEW kommentiert 32 Jahre rote Schulpolitik

1970-1983 Senatoren Moritz Thape und Horst von Hassel, beide SPD: „Chancengleichheit und Integration“

In den 70er Jahren wurde in Bremen die Stufenschule eingeführt. Die sechsjährige Grundschule, die allerdings dadurch beeinträchtigt war, dass ein Teil der SchülerInnen schon nach der 4. Klasse aufs Gymnasium ging, wurde nach knapp 25 Jahren abgeschafft. Dafür sollten jetzt bis Klasse 10 Hauptschule, Realschule und Gymnasium integriert werden. In der Folge erhielten die Gymnasien eine Haupt- und Realschulabteilung, die Haupt- und Realschulen einen Gymnasialzweig und alle eine integrierte Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6.

1983-1990 Horst-Werner Franke, SPD: „Konsolidierung“

Unter Bildungssenator Horst-Werner Franke, in den 80er-Jahren erstarrte das System. Initiativen, die aus den Schulzentren Gesamtschulen machen wollten, wurden mit dem Verweis auf das politische Kräfteverhältnis im Bund blockiert. Rechte wie linke Kritiker wurden so erfolgreich niedergehalten.

1990-1995 Henning Scherf, SPD: „Schulvielfalt“

Mit der Bildung der Ampelkoalition begann 1991 der Weg zurück. Die FDP setzte die Neugründung isolierter Gymnasien durch. Bildungssenator Henning Scherf, SPD und Grüne willigten ein, um eine Regierungskoalition zu Stande zu bringen (immerhin brauchten die Grünen dafür zwei Landesmitgliederversammlungen. Auf der ersten fand sich keine Mehrheit für die Duldung dieses Handels.). Die FDP genehmigte im Gegenzug einige neue Gesamtschulen.

1995-1999 Bringfriede Kahrs, SPD: Schulfrieden

Mit der Großen Koalition von 1995 wurde die Restauration des Gymnasiums beschleunigt. Bringfriede Kahrs setzte die Koalitionsbeschlüsse kompromisslos um. Viele Schulzentren haben seitdem nur noch wenige GymnasialschülerInnen. Die Orientierungsstufe ist auf Grund der Frequenzerhöhungen und Stundenkürzungen kaum noch in der Lage, ihre Integrationsaufgaben wahrzunehmen: Die Klassengröße wuchs von 25 auf 27, viele Förderstunden wurden eingespart.

1999 - heute Willi Lemke, SPD: „Wettbewerb“

Unter Willi Lemke begann eine weitere Zerfledderung des Schulssystems. Schnelläuferklassen ab Jahrgangsstufe 5 zum Abitur nach zwölf Jahren schaffen faktisch einen abgesonderten Bildungsgang.

Jetzt kämpft die die CDU für die Abschaffung der Orientierungsstufe, die SPD will zurück zur sechsjährigen Grundschule.

Wundert es, dass bei diesen Wechselbädern und permanentem Personalabbau die Schulentwicklung leidet? Viele KollegInnen können nur noch müde lächeln, wenn neue Umorganisierungangekündigt wird.

„Noch schlimmer als keine Hoffnungen sind enttäuschte Hoffnungen“ schrieb Macchiavelli.

Jürgen Burger , Landesvorstandsprecher der GEW Bremen