Ganz privat bei AOL zu Hause

Wer bei AOL Kunde ist, hat auch ein Adressbuch. Nicht nur eines, sondern für jeden seiner User-Namen ein anderes. Der Sinn leuchtet sofort ein: Wer immer sich in das Netz des Onlinedienstes einwählt, ist bei sich selbst zu Hause. Manchmal aber nicht allein. Der AOL-Teilnehmer Norbert Funke wunderte sich sehr, als er vergangene Woche das Adressbuch öffnete, das zu einem seiner nur selten benutzten Usernamen gehört. Es war ein Versehen, denn in dieses Adressbuch hatte er noch nie etwas eingetragen. Wozu auch? Nun aber stellte sich heraus, dass ihm diese Arbeit schon jemand anders abgenommen hatte. Er fand ungefähr 25 Adressen von Menschen, die ihm vollkommen unbekannt waren. Nun kannte er ihre Mailadresse, ihre sämtlichen Telefonnummern, bei manchen sogar ihren Hochzeitstag und die Anzahl ihrer Kinder.

Richtig freuen mochte sich Funke über die neue Bekanntschaft aber nun doch nicht. Ihm schien eher ein Einbruch in private Daten vorzuliegen, weniger seiner eigenen als vielmehr der ungebetenen Gäste. Er nahm Kontakt auf mit einer der Betroffenen, und fragte beim Sicherheitsdienst von AOL telefonisch nach, wie es dazu habe kommen können. Die Antworten fielen wenig widersprüchlich aus. Man habe Probleme mit dem Server und arbeite daran. Funkes neue Brieffreundin jedoch erfuhr von der selben Hotline, dass „es völlig unmöglich“ sei, an solche Daten heranzukommen.

Offenbar ist es doch möglich, nur ist es dem Sicherheitsdienst von AOL bislang nicht gelungen, den Fall aufzuklären. Nicht eben beruhigend findet der Kunde Funke außerdem die Empfehlung, er möge doch bitte seine Passwörter ändern. Offenbar ist es einem Hacker gelungen, in die Kundendaten einzudringen.

niklaus@taz.de