Schonzeit vorbei
: Senatorin Karin Röpke 100 Tage im Amt

Die Erbin

100 Tage ist sie heute im Amt, gerade mal eingearbeitet, das sagt sie selbst, und doch hat sie schon fast ein Viertel bis zur nächsten Wahl geschaft: Karin Röpkes neuer Job ist „viel heftiger als ich‘s mir vorgestellt habe.“ Das bekannte die einstige Geschäftsführerin der SPD-Bürgerschaftsfraktion und jetzige Senatorin für Gesundheit, Frauen, Arbeit, Jugend und Soziales gleich zu Beginn ihrer ersten Bilanz, zu der sie vorgestern ins Restaurant im Übersee-Museum eingeladen hatte.

Röpkes Botschaft: Sie braucht mehr Geld. Zumindest dann, wenn sie all den Anforderungen gerecht werden soll, die an ihr Ressort gerichtet werden. „Wir strengen uns an, wir tun, was wir können, aber mehr ist auch nicht drin“, sagt Karin Röpke.

Beispiel Amt für Soziale Dienste (AfSD): 100 Stellen von noch 2.700 müssen hier bis 2005 abgebaut werden, bei Umstrukturierung des Apparats und bei rigiden Zielzahlen, wieviel Sozialhilfeempfänger weniger es dann geben solle (nämlich 4.500 von derzeit gut 46.000 HilfeempfängerInnen). Gerade seien die Personalräte bei ihr gewesen, referiert Röpke, jetzt sei sie „richtig sensibilisiert“, was die Auswirkungen „dieser schrecklichen PEP-Quote“ angehe. Da müsse man, sagt die Senatorin, mal Bilanz ziehen und entweder mehr Stellen einfordern oder „sich von bestimmten Aufgaben verabschieden“. Für die nächsten Haushaltsberatungen sei sie „wild entschlossen, das, was für uns notwendig ist, zu erkämpfen.“

Beispiel Kindergärten: Dass es nur für 7,6 Prozent der Kinder, die jünger als drei Jahre sind, Betreuungsplätze gibt, sei „nicht ausreichend.“ Aber mehr koste mehr. Ähnliches gilt für die Konsequenzen, die auch der Kindergartenbereich nach Pisa zu ziehen habe. ErzieherInnen müssten fortgebildet werden, die Programme für Sprachentwicklung seien auszuweiten.

Beispiel Bremerhaven: Die Ausbildungsplatzsituation in der Seestadt sei „eine Herausforderung“, wie der dortige Arbeitsmarkt insgesamt. Röpkes Staatsrat Arnold Knigge zitierte eine erste Auswertung des Investitionssonderprogramms, das zumindest Bremen wieder habe Anschluss an die Bundesentwicklung finden lassen, Bremerhaven aber nicht. Zahlen mochte Knigge nicht nennen, für Bremen nicht und für Fischtown gleich gar nicht. Karin Röpke erklärte, sie werde „alles dafür tun, dass Bremerhaven nicht abgekoppelt wird.“

Und schließlich die alten Menschen und ihre Pflege. Hier gebe es großen Investitionsbedarf in den kommenden Jahren, wenn die Menschen immer älter und die Alten immer mehr werden. „Wir wollen geschlossene Einrichtungen vermeiden“, sagt Röpke – das Thema wolle sie in der nächsten Legislaturperiode angehen.

Was sie anders macht als Hilde Adolf, ihre Vorgängerin, die bei einem Autounfall ums Leben kam? „Es fällt mir schwer, darauf zu antworten“, sagt Karin Röpke. Sie sei sich inhaltlich mit Adolf stets einig gewesen – „ich versuche, ihre Arbeit fortzusetzen.“

sgi