Die Hauptstadt soll duften

Die Berliner Tafel hat nicht mehr nur Essen kostenlos im Angebot, sondern auch Deosprays. Die Aktion soll Unternehmen animieren, unkonventioneller über soziales Sponsoring nachzudenken

von MAXIM GROUCHEVOI

Der Sommer in der City kann so richtig unerträglich sein. Durchgeschwitzt, stinkend und mit Ekel vor sich selbst, quetscht man sich in die öffentlichen Verkehrsmittel, sitzt im engen Großraumbüro neben den Kollegen oder steht beim Einkaufen in der Schlange und presst die Achseln zusammen. Und dann erst die Ausdünstungen der Mitmenschen … Nein, so soll der Sommer in Berlin nicht werden.

Dass man auch in den heißen Monaten von dem speziellen Berliner Duft sprechen kann, dafür wollen die „Berliner Tafel e. V“ und die Obdachloseneinrichtung „Kiez-Cafe“ in den nächsten Wochen entschieden kämpfen. In einer Gemeinschaftsaktion mit „Berlin Cosmetics GmbH“ möchte man diesen Sommer in der Stadt wohl riechend und angenehm machen, besonders für die Bedürftigen und Einkommensschwachen unter uns.

18.720 Dosen eines teueren Deosprays konnten von dem Marzahner Unternehmen nicht verkauft werden, weil die Deckel auf den Flacons klemmten und der Markengeruch zudem nicht ganz den gewünschten Duft traf. Die gesamte Warenpartie wurde auf unbestimmte Zeit gelagert, was dem Kaloderma-Hersteller hohe Kosten verursachte. „Also habe ich dort angerufen, über unsere Probleme erzählt und vorgeschlagen die Deos an soziale Einrichtungen in Berlin zu verteilen“, erzählt Jürgen Diencher von Kiez-Cafe. Berlin-Cosmetics stimmte sofort zu. Die Berliner Tafel übernahm die Logistik und stellte ein Lkw zur Verfügung.

Gestern verteilte man erste Kartons mit den Luxusartikeln an 15 Sozialeinrichtungen in Berlin-Friedrichshein, von dort aus kommen sie in die Hände Obdachloser, Bedürftiger und einkommensschwacher Menschen. „Auf die Weise gewährleisten wir eine sinnvolle Verteilung an die Menschen, die wirklich betroffen sind“, kommentiert Sabine Werth, Vorsitzende der Berliner Tafel.

Mit der Aktion möchte das Kiez-Café das Sponsoring sozialer Einrichtungen näher bringen. Schließlich hätten alle was davon, sagt Jürgen Diencher. Die Unternehmen müssten für den Markt ungeeignete und abgeschriebene Waren nicht lagern und sparten dadurch Geld. Soziale Projekte und wirklich bedürftige Menschen bekämen die notwendige Hilfe. Und die Gesellschaft profitiere ungemein von steigender Integrationskraft sozial schwacher, aber nun wohl riechender Gruppen.