kunstproteste
: Sparen, bis es Spaß macht

Eins hat der SPD-PDS-Senat mit seiner monochromen Rotstiftpolitik schon geschafft. Die Kulturszene ist wieder aufgewacht. Sie belebt die Straßen mit kreativen Aktionen, sie illustriert die Sparauswüchse mit treffenden Bildern, sie koloriert das graue Einerlei mit ihrem Herzblut. Raus aus Galerien und Ateliers, runter von Bühnen und Podesten gehen die Kaputtgesparten wieder dorthin, wo es wehtut: in die Politik. Selbst wenn sie dort nicht einmal ins Foyer gelassen werden – und stattdessen, welch Hohn, ins benachbarte Museum ausweichen müssen.

Kommentar von GEREON ASMUTH

Die vom Rat der Künste inszenierte Blut Bank hätte treffender nicht sein können. Mit gekonntem Zynismus nennt der Aderlass zugunsten der Blutsauger den Hauptverursacher der Haushaltsmisere beim Namen: die Bankgesellschaft.

Natürlich sind nicht alle Protestaktionen so gelungen, wie die Blut Bank – oder hat jemand verstanden, dass das stadtweit an Hauswänden auftauchende Kreide-„DU“ als Protest von Studenten der Kunsthochschule Weißensee gedacht ist?

Da sticht selbst der von der ansonsten kaum für kreative Anfälle bekannten Gewerkschaft der Polizei kreierte T-Shirt-Slogan „Berlin ist pleite – ich bin schuld“ wesentlich besser. Aber immerhin, dem rot-blutroten Senat sei Dank, selbst das manchmal unverständliche L’art pour l’art hat seinen Platz im Panorama der Pleitestadt wiedergewonnen.

Schade nur, dass dieses Aufleben gleichzeitig ein letztes Aufbäumen sein dürfte. Denn Kunst kommt nicht nur von Notwendigkeit, sondern letztlich auch von Können. Dafür aber braucht es Bildung und Raum für kreative Entfaltung. Die aber sind nicht umsonst zu haben. Ohne die notwendige Förderung wird die Kulturszene an Blut- und realer Armut verdorren.