Das erfolgreiche Ballkraulen

Die Wasserfreunde Spandau gewinnen das erste Endspiel um die deutsche Meisterschaft mit 12:10 bei Waspo Hannover. Mit zwei weiteren Siegen bei den Heimspielen am kommenden Wochenende könnten die Spandauer bereits den Titel verteidigen

von MARKUS VÖLKER

Wenn derzeit ein Ball nicht über den Rasen kullert, sondern übers Wasser peitscht, dann erregt das wenig Aufmerksamkeit. Wasserballer sind also gezwungen, durch ungewöhnliche Maßnahmen das Interesse an Rückfallziehern und Doppelpässen in ein Wasserbecken umzulenken, in dem gekrault und keinesfalls gegrätscht wird. Zum Beginn der Finalserie um die Wasserballmeisterschaft haben beide Mannschaften versucht, ein paar Wellen mehr als üblich zu schlagen. Waspo Hannover ließ mitteilen, dass sie sich durch die Wahl der Schiedsrichter benachteiligt fühlten. Spandau 04 hat darauf mit der Ankündigung reagiert: „Die Schlacht hat begonnen.“ Das klang ein bisschen wie der Kampf auf dem Fußballplatz und taugte recht gut zur Einstimmung auf das erste Spiel am Samstag in Hannover.

Der Rekordmeister aus Berlin legte schnell die Basis zum 23. Titel. Die Berliner verschafften sich mit dem 12:10 (2:1, 3:2, 5:2, 2:5)-Sieg über den Herausforderer eine gute Ausgangsposition. Spandau kann am kommenden Samstag und Sonntag bei zwei Heimspielen im Berliner Forumbad die Meisterschaft perfekt machen. Wieder mal. Seit einem Vierteljahrzehnt ist das Berliner Team um Präsident Hagen Stamm national in der Führungsposition. Ob Rote Erde Hamm oder zuletzt Hannover, ihnen bleibt nur Platz zwei.

„Wir haben verdient gewonnen und drei Viertel eine gute Leistung gezeigt. Natürlich wollen wir in den zwei kommenden Heimspielen schon alles klar machen“, sagte Spandaus Trainer Peter Röhle nach der Begegnung. „Über das vierte Viertel wird zu reden sein. Man muss Hannover bis zur letzten Minute ernst nehmen“, meinte Röhle. Vor etwa 1.000 Zuschauern, darunter auch Honoratioren der Kanzlerstadt wie Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg, dominierte Spandau von Beginn an, führte 5:3 und 10:5. „Wir haben lange Zeit Grütze gespielt. Das war unsere schlechteste Saisonleistung“, erkannte Röhles Waspo-Kollege Bernd Seidensticker die Überlegenheit der Gäste an. Die Berliner Tore durch Thomas Schertwitis, Jens Pohlmann (je 3), Patrick Weissinger, Marko Savic (je 2), Slawomir Andruskiewicz und Dennis Wieder (je 1) nahmen frühzeitig die Brisanz aus der Partie. Hannover hatte gemutmaßt, die Schiedsrichter, die ihrer Meinung nach nicht eines Finales würdig seien, könnten mit Fehlurteilen sogar eine Schlägerei unter den rivalisierenden Mannschaften provozieren. Der Endspurt von Waspo im letzten Viertel kam dann viel zu spät. Im schwachen Schlussabschnitt musste Berlin ohne den zuvor verletzten Slawomir Andruskiewicz auskommen und verlor ein wenig die Ordnung. Hannover erzielte 48 Sekunden vor dem Abpfiff den 10:11-Anschlusstreffer, es wurde noch einmal eng, ehe Pohlmann einen Ballverlust der Gastgeber nutzte und mit seinem dritten Tor für den Endstand sorgte.

Von Benachteiligung konnte Waspo diesmal daher nicht reden. Noch frisch ist die Erinnerung an das Endspiel im vergangenen Jahr, als die Hannoveraner glaubten, in der äußerst engen Schlusspartie (8:9) um den Ausgleich gebracht worden zu sein. Was überdies für Brisanz sorgt: Waspo muss seinen Besten, den Angriffsspieler Marc Politze, in die Hauptstadt ziehen lassen. Es wird die Position der Spandau-Herausforderer, die sich schon traditionell in der Bugwelle des Meisters bewegen, nicht gerade verbessern. Aber noch gibt es ja Chancen genug in der Best-of-five-Serie. Um dafür Interesse zu wecken, lässt Spandau mitteilen, dass auch ein gewisser Guus Hiddink ein begeister Wasserballer in seinem Heimatverein in Doetinchem gewesen ist. Schön zu wissen.