CDU-Veteran Dregger ist tot

Seinen Scheitel hat er an Manfred Kanther vererbt, die politische Härte an Roland Koch

BERLIN taz ■ Er war der liebste Feind der Linken: Niemand hat den national-konservativen Flügel der CDU so prominent vertreten wie Alfred Dregger, keiner bereitete so wenige Umstände beim Zuordnen von Gut und Böse – weder sich noch seinen Gegnern. Am Samstagabend ist Dregger nach langer Krankheit mit 81 Jahren gestorben.

Die CDU-Spitze würdigte ihren Exfraktionsvorsitzenden umgehend als „aufrechten Demokraten, Patrioten und Gestalter der Nachkriegszeit“. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch, selbst Soldat im nationalkonservativen „Kampfverband“ (Koch), den Dregger aus der Hessen-Union gemacht hat, sagte: „Die hessische CDU verdankt Dregger unendlich viel.“

Geboren 1920 im tiefschwarzen Münster, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Soest, wurde Dregger nach dem Abitur 1939 eingezogen. 1950 rasant promovierter Jurist, wurde Dregger 1956 in Fulda jüngster Oberbürgermeister der Republik.

Vorsitzender der Hessen-CDU seit 1967, verdoppelte er den Stimmenanteil seiner Partei binnen wenigen Jahren. Ab 1972 saß Dregger im Bundestag, holte siebenmal in Folge das Direktmandat in seinem Wahlkreis Fulda. Enttäuscht darüber, dass die SPD sich in Hessen trotzdem in Koalitionsregierungen halten konnte, ließ Dregger sich in Bonn 1982 zum Nachfolger Helmut Kohls als Bundestagsfraktionschef wählen. Abgelöst wurde er, obwohl es längst parteiinternen Unmut über seinen Führungsstil gab, erst 1991 durch Wolfgang Schäuble. Zur Aufgabe seiner achten Kandidatur für den Bundestag 1998 musste Dregger regelrecht gezwungen werden.

Zeit seines Lebens war Dregger zuverlässig gegen alles, was die mühsame Liberalisierung der Bundesrepublik ausmachte. Ostpolitik? Nichts da. Honecker? „Unsere Zukunft hängt nicht davon ab, ob Herr Honecker uns die Ehre seines Besuchs erweist.“ Abtreibung? Verbieten. Mittelstreckenraketen? Stehen lassen. Ronald Reagans Sternenkriege? Unbedingt. Hier widersprach Dregger offen Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Flick-Spendenskadal? Gehört nicht in die Öffentlichkeit. Und so weiter.

Herzensangelegenheit des vierfach verwundeten Ostfrontkämpfers war immer, die Ehre der deutschen Soldaten im Allgemeinen und der Wehrmacht im Besonderen zu verteidigen. Zum Volkstrauertag 1986 gedachte er der Wehrmachtsoldaten, die sicherlich von Hitlers Verbrechen nichts wussten; ehrenhaft sei es gewesen, „dem Kriegsgegner bis zuletzt zu widerstehen“. Einen seiner letzten großen Auftritte hatte Dregger 1997 in der Diskussion um die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“: Wer die Wehrmacht pauschal verurteile, wolle „Deutschland bis ins Mark“ treffen, rief er im Bundestag.

Und war doch fähig, seinen Gegner zu respektieren: Als der SPD-Politiker Walter Kolbow verlangte, die Ausstellung müsse zu sehen sein, klatschte als einer der wenigen von der Union: Alfred Dregger. UWI