Wettbewerb um Kranke treibt Blüten

ZKH Sankt-Jürgen-Straße gibt sich „zertifiziert“ – aber die Kriterien dafür stehen noch nicht fest

Der Wettbewerb um Krankenhaus-PatientInnen treibt seltsame Blüten. Gestern im Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße wuchs wieder eine – im Wettlauf darum, wer bei der Qualität der Behandlung die Nase vorne hat. Und damit bei Bremerinnen den besten Ruf und die entsprechende Zugwirkung auf Patientinnen. So kündigte Professor Willibald Schröder gestern „das erste Bremer Brustzentrum“ an. Dies werde „heute gegründet“.

Besondere Eigenheiten des neuen Zentrums: Die verschiedenen Fachrichtungen der Klinik, von der Humangenetik über die Radiologie bis zur Psycho-Onkologie, sollen zur Behandlung von Brustkrebskranken künftig unter quasi einem Dach besser zusammenarbeiten.

Das Brustzentrum werde den Nachweis über die Qualität seiner Krankenbehandlung durch eine Zertifizierung nach Kriterien der maßgeblichen Deutschen Krebsgesellschaft erbringen.

„Voraussichtlich bis zum Jahresende.“ Brustkrebspatientinnen erhielten dadurch „mehr Sicherheit und Transparenz“ bei der Behandlung. Allerdings werden die Frauen sich wohl noch ein gutes Weilchen länger gedulden müssen.

Wie Recherchen der taz ergaben, existieren die Kritierien, nach denen Schröder das neue „Brustzentrum“ nun zertifizieren lassen will, noch gar nicht – oder bislang nur in einer unverbindlichen Entwurfsform. Bei der Deutschen Krebsgesellschaft in Frankfurt jedenfalls heißt es zurückhaltend: „Wir sind gerade im Begriff, verbindliche Kriterien zu erarbeiten.“ Wann dies abgeschlossen sei, stehe aber noch nicht fest.

Auch zu einer weiteren von Schröder ins Rennen geworfenen Einschätzung hält man sich bei der Deutschen Krebsgesellschaft zurück. Danach soll es „in zwei Jahren nur noch rund 150 Brustzentren deutschlandweit“ geben, da Kassen wie Patientinnen die flächendeckend gute Versorgung qualitätsgesicherter Brustzentren bevorzugen würden.

Weniger zurückhaltend sind potenzielle Bremer Mitbewerber um den besten Ruf im Bereich der Brustkrebsbehandlung. So sagt Professor Diethard Neubüser vom Zentralkrankenhaus Bremen Nord, auch sein Haus werde sich selbstverständlich um einen zertifizierten Qualitätsnachweis der Brustkrebsbehandlung bemühen – sobald die Qualitätskriterien verbindlich festgelegt seien. ede