Schneller schießen

Südkorea will seine Soldaten bei Konflikten mit dem Norden künftig ohne Vorwarnung schießen lassen

SEOUL afp/ap ■ Nach dem Seegefecht zwischen nord- und südkoreanischen Schiffen am Wochenende will die Regierung in Seoul die Regeln für den militärischen Konfliktfall verschärfen. Südkoreas Soldaten sollten in Kampfsituationen künftig wieder das Recht haben, als Erste und ohne Vorwarnung zu schießen, sagte gestern ein Sprecher von Verteidigungsminister Kim Dong Shin. Der Minister habe dies bereits dem Kommandeur der US-Truppen in Korea, General Leon LaPorte, mitgeteilt.

Bisher müssen südkoreanische Soldaten in Konfliktsituationen mit der Armee Nordkoreas zunächst eine Warnung aussprechen. Für eine Änderung der Konfliktregeln benötigt Seoul gemäß einem Verteidigungsabkommen mit den USA Washingtons Zustimmung. Der Schusswechsel im Gelben Meer am Samstagmorgen hatte international große Beunruhigung ausgelöst. Neben mindestens vier südkoreanischen Soldaten wurden vermutlich auch dutzende Nordkoreaner getötet. Die Regierungen in Seoul und Pjöngjang machten sich für den Zwischenfall an der Westküste gegenseitig verantwortlich.

Trotzdem will Südkoreas Präsiedent Kim Dae Jung an seiner so genannten Sonnenscheinpolitik festhalten. Die Regierung werde sich weiter um friedliche Lösungen im Konflikt mit dem Norden bemühen, zitierte sein Büro gestern den Präsidenten. Südkoreas Vereinigungsminister Jeong Se Hyun sagte laut Nachrichtenagentur Yonhap, die zivilen Verbindungen nach Nordkorea sollten bestehen bleiben. In einer überraschenden Geste gratulierte Nordkorea am Sonntag dem Süden zu dessen Erfolgen bei der Fußball-WM.