Schuldig in Unschuld
: Vom Partisanen zum „Terroristen“

58 Jahre brauchte die Hamburger Justiz, um das Massaker am Turchino-Pass zumindest scheinbar aufzuarbeiten. Und sie tut sich auch heute noch schwer, wie die zahlreichen Ermittlungspannen selbst während des Prozesses belegen. Für die Angehörigen und Überlebenden ist das Verfahren trotz der langen Zeit dennoch eine Art Genugtuung. Und wenn Genua die Möglichkeit zur Nebenklage nach deutschem Recht gehabt hätte, hätten ebenfalls Vertreter der Stadt auf der Klägerbank Platz genommen.

kommentar von PETER MÜLLER und ANDREAS SPEIT

Warum sich die Justiz damit schwer tut, bringt der Staatsanwalt ideologisch zum Ausdruck. Denn für ihn waren die Partisanen – die im Norden Italiens gegen die völkerrechtswidrige Besatzungsmacht kämpften und heute noch als Volkshelden geehrt werden – „Terrorristen“ nach moderner Definition. Dass dies kein Versprecher ist, bestärkt er durch seine Argumentation, dass die Angriffe der Partisanen – die nicht in Uniformen auftraten – widerrechtliche Handlungen gegen die Deutsche Wehrmacht und Verstöße gegen das Kriegsrecht waren.

Im Prozess ist deutlich geworden, dass die Justiz offenbar nicht gewillt ist zu verurteilen. Und selbst wenn Engel wegen Mordes schuldig gesprochen würde, wird er nie in den Knast kommen. Denn das Gericht hat durch seine Verhandlungsführung so viele Revisionsgründe gegeben, dass ein Urteil wohl kaum rechtskräftig wird.