Überdimensioniert

Fachleute kritisieren Senatspläne, ein geschlossenes Heim für straffällige Jugendliche einzurichten

Als fachliches „Armutszeugnis“ hat das Diakonische Werk das Konzept von Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) zur geschlossenen Unterbringung straffälliger Jugendlicher kritisiert. Es sei „in sich widersprüchlich und teuer“, so gestern der Fachbereichsleiter Jugendhilfe Martin Apitzsch. Zudem werdeder Bevölkerung damit ein Schutz suggeriert, „der nicht eingehalten werden kann“.

Schnieber-Jastram will ein geschlossenes Heim für 90 Jugendliche einrichten (taz berichtete). Apitz weist darauf hin, dass ein Richter Jugendliche nur in eine geschlossene Unterbringung einweisen dürfe, wenn jegliche Hilfsangebote gescheitert sind. Nur selten werde es dazu kommen, prophezeite er. 90 Plätze seien „völlig überdimensioniert“.

Darauf weist auch die „Kriminologische Initiative Hamburg“ hin. Bundesweit gäbe es 140 Plätze in geschlossenen Heimen, schon diese seien nicht ausgelastet – ebenso wie die bisher acht Plätze in einer „intensiv betreuten Jugendwohnung“ in Hamburg. Wissenschaftlich sei hinreichend nachgewiesen, dass die geschlossene Unterbringung „genau die Probleme schafft, zu deren Behebung sie vorgibt anzutreten: Bandenbildung, Gewalthierarchien und Suchtmittelabhängigkeit“. EE