Furcht vor Terror

Nach der Rasterfahndung: Razzien der Hamburger Polizei bei sieben Männern, weil sie vielleicht Terroristen sind

HAMBURG taz ■ Die Hamburger Polizei hat gestern die Wohnungen und einen Buchladen von sieben Männern durchsucht, denen vorgeworfen wird, radikal-islamistisch motivierte Terroranschläge vorbereitet zu haben. Zwar „gibt es aktuell keine Hinweise auf geplante Anschläge“, so der Leiter der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes, Andreas Croll. Durch die Razzia sollten aber gerade Beweismittel dafür erlangt werden.

Gegen die Beschuldigten bestehe der Anfangsverdacht, eine „terroristische Vereinigung“ gegründet zu haben. Sie befänden sich in Polizeigewahrsam, da ihre Vernehmungen noch nicht abgeschlossen seien, sagte ein Polizeisprecher. Bei den Männern im Alter von 28 bis 51 Jahren handelt es sich um fünf Marokkaner, einen Afghanen, einen Ägypter und einen Deutsch-Marokkaner mit doppelter Staatsangehörigkeit. Vorwiegend seien es Studenten. Ihr Aufenthaltsstatus in Deutschland sei gesichert.

Auf die Beschuldigten war die Polizei durch die Rasterfahndung gestoßen. Nach den Anschlägen in New York und Washington vorigen September, an denen Attentäter aus der Hansestadt beteiligt waren, hatte Hamburg als erstes Bundesland die Rasterfahndung eingeführt und so die Daten von rund 900 Männern erlangt. Die jetzt Beschuldigten seien daraufhin observiert worden – und dadurch näher ins Visier der Ermittler geraten, weil sie sich sehr konspirativ getroffen hätten. „Was wir hier an Schutzverhalten dieser Gruppe kennen gelernt haben“, so Croll, „war schon bezeichnend.“ Die Bundesanwaltschaft habe dann die Durchsuchung angeordnet.

Die sieben Männer seien stark antiwestlich orientiert. Sie seien fundamentalistische Islamisten und würden weltweit einen Gottesstaat anstreben. Einzelne aus der Gruppe hätten sich dahingehend erklärt, „für die Sache des Islams ihr Leben zu geben“. Wo und in welchem Zusammenhang sie das erklärt haben sollen, sagte die Polizei allerdings nicht.

Zentraler Treffpunkt der Männer sei der Buchladen „Attawhid“ gewesen, der ebenfalls von der Polizei durchsucht wurde. Der liegt im Stadtteil St. Georg, ganz in der Nähe der Al-Kuds Moschee, in der der New-York-Attentäter Mohammed Atta verkehrte. Gegen einen der Beschuldigten führt Generalbundesanwalt Kay Nehm ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Unterstützung der Terrorgruppe um Atta durch. Die übrigen Männer hingegen werden nicht in Zusammenhang mit dem 11. September verdächtigt. Es gäbe auch keine Hinweise auf Verbindungen zum „Al-Qaida-Netzwerk“. Die Beschuldigten seien „weitgehend isoliert aktiv gewesen“, so Croll. Die Durchsuchung sei ein „Signal: Hamburg darf kein Ruheraum zur Vorbereitung terroristischer Anschläge sein.“ ELKE SPANNER