Vorbereitung zur Sand-Attacke

Attac-Kongress widmet sich am Wochenende den Privatsierungsplänen des Hamburger Senats. Netzwerk hat in der Hansestadt mittlerweile knapp 250 Mitglieder. Zusammenarbeit mit ver.di und Sopo gegen Sozialkürzungen

„Auch der Verkauf von Tafelsilber findet in einem größeren Zusammenhang statt“

von PETER AHRENS

Angriff ist die beste Verteidigung. Also sagt Christine Lottje: „In Hamburg kommt es jetzt auf Aktionsformen an, die den politischen Preis für die Pläne des Senats möglichst hoch treiben.“ Wenn die Regierung von Beust die Krankenhäuser privatisieren will, in Finkenwerder Airbus den Gemeinnützigkeitsteppich ausrollt und die Ökonomisierung der Hochschulen betreibt, dann gehört Sand ins Getriebe. Als SandstreuerIn wollen Lottje und ihre MitstreiterInnen des Netzwerkes attac agieren. An diesem Wochenende wird auf einem attac-Kongress in Hamburg zum Thema Privatisierung über Alternativen zur um sich greifenden Entstaatlichung debattiert.

Es gibt eine Diskussion mit einem Vertreter der Hamburger Wasserwerke über die Ware Wasser, Workshops befassen sich mit der Zukunft des LBK und den Aussichten für eine Bildung für alle. Zur Eröffnung zerbricht sich ein Podium, auf dem unter anderem die Hamburger Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Lohmann und der Schweizer Globalisierungskritiker Alesandro Pelizzari sitzen, den Kopf über das Thema „Privatisierung: Allheilmittel oder Ausverkauf“.

Der Kongress soll den Ansatz widerspiegeln, unter dem attac angetreten ist: Lokale Probleme in einen größeren Kontext zu stellen. So werden Hamburg und der Welthandel gleichzeitig unter die Lupe genommen. „Auch der Verkauf von Tafelsilber hier in der Stadt findet schließlich in größeren Zusammenhängen statt“, sagt die Volkswirtschaftsstudentin Lottje und verweist auf ähnliche Tendenzen in zahlreichen anderen europäischen Gemeinwesen: „Was vom Hamburger Senat besonders offensiv propagiert wird, bildet nur den Baustein des bundes- und weltweiten Programms des Neoliberalismus.“

Thesen, mit den attac in Hamburg immerhin schon 250 Mitglieder gewonnen hat, wenn Lottje den Kern der Aktiven auch nur auf ungefähr 80 beziffert. Die Altersstruktur der Mitglieder „reicht von Schülern bis Rentnern“. Die personelle Basis des globalisierungskritischen Verbundes ist vorhanden, alle anderen Ressourcen „hängen momentan noch sehr stark an dem persönlichen Engagement von Einzelnen“. Es gibt noch kein Büro, die Organisationsstruktur ist eher locker, Arbeitsgemeinschaften wie die attac-Hochschulgruppe haben erst vor kurzem ihre Tätigkeit aufgenommen. Finanziert wird die Arbeit durch die Mitgliedsbeiträge, bei Sonderausgaben wie der Vorbereitung des Kongresses hilft auch die Bundeszentrale von attac im niedersächsischen Verden an der Aller mit Geld aus.

Die Verbindungen zur Hamburger Parteipolitik sind eher vage, und das ist auch so gewollt. Es gibt Kontakte zum Regenbogen, vereinzelt auch zur GAL oder zur SPD. So tritt die GAL Nord als Mitveranstalter des Kongresses auf. Weit enger ist die Verzahnung zu Organisationen wie der Sozialpolitischen Opposition oder der Gewerkschaft ver.di. Gemeinsam mit beiden ist attac auch im frisch gegründeten Sozialpolitischen Forum zusammengeschlossen, dem Gremium, das sich den Kampf gegen die Sozialkürzungen des Senats auf die Fahne geschrieben hat.

Der Kongress „Die Welt im Privatisierungswahn“ beginnt heute Abend um 19 Uhr mit einer Podiumsdiskussion. Fortsetzung morgen ab 10 Uhr mit Referaten und Workshops. Ort: Geomatikum, Bundesstraße 55, Eintritt frei. Die Hamburger attac-Gruppe trifft sich ab September wieder jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr im Curio-Haus, Rothenbaumchaussee 13