Connex im Strudel der Vivendi-Krise

Bahnexperten vermuten, dass die Vivendi-Krise auch dem Tochterunternehmen Connex Probleme bringt. Anteile der Vivendi Environnement, zu der Connex gehört, wurden gegen Barzahlung in Milliardenhöhe bei der Deutschen Bank hinterlegt

von KATHARINA KOUFEN

Die Krise des französischen Mischkonzerns Vivendi hat womöglich Folgen für den Schienenverkehr in Deutschland. Denn zu Vivendi Environnement, der für die Umweltsparte zuständigen Tochter, gehört auch das private Bahnunternehmen Connex. Das macht der Deutschen Bahn AG seit geraumer Zeit Konkurrenz auf der Schiene.

In Bahnkreisen wird darüber spekuliert, ob Connex wegen fehlenden Kapitals die Hände gebunden sind. Für sämtliche Sparten habe Vivendi eine Investitionssperre verhängt, hieß es gestern. So sei die klamme Lage des Mutterunternehmens wahrscheinlich der Grund gewesen, weswegen Connex vergangene Woche so schnell und kampflos auf die Strecke Köln–Frankfurt verzichtet hatte. Offiziell begründet Connex seinen Rückzug damit, dass die Deutsche Bahn dem Konkurrenten nur einen Bummelzug auf der Strecke genehmigen wollte.

Auch der verkehrspolitische Sprecher der PDS, Winfried Wolf, sieht „die Spielräume zum Beispiel zur Anschaffung von modernen Zuggarnituren schrumpfen“. Wolf vermutet, dass Connex zum „Abgreifen“ staatlicher Subventionen missbraucht werden könnte. Wie alle Bahnunternehmen, die Nahverkehr anbieten, erhält Connex von den Ländern dafür Geld. Dieses, so Wolf, könnte Vivendi zur Tilgung seiner rund 35-Milliarden-Euro-Schulden zweckentfremden.

Bestätigt in seinen Befürchtungen sieht Wolf sich durch die Tatsache, dass der Mutterkonzern seinen Anteil an Vivendi Environnement Mitte Juni von 63 auf 42 Prozent senkte und „so gut wie alle Schulden dort geparkt hat“. Ein Mitarbeiter von Connex erklärt diesen Schritt indes mit „Bilanzgründen“: Sinkt die Beteiligung an einem Unternehmen unter 50 Prozent, muss der Besitzer die Schulden der Tochterfirma nicht mehr in die eigene Bilanz stellen. Wolf moniert, Vivendi Universal schiebe seine Schulden allein der Wasser- und Bahntochter unter.

Ali Schmidt, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, hält diese Annahme für eine „Verschwörungstheorie“. Möglich sei allerdings, dass Vivendi Environnement mittelfristig einzelne Sparten verkauft – „vielleicht auch Connex“. In der Tat hinterlegte Vivendi bereits letzte Woche 12,5 Prozent der Environnement-Anteile bei der Deutschen Bank und erhielt dafür 1,4 Milliarden Euro. Bis Ende Juli muss der Konzern Zahlungen über 1,8 Milliarden Euro begleichen.

Gottfried Ilgmann, Verkehrswissenschaftler und Managementberater, bezeichnet die Vermutung, Connex wolle Regionalisierungsmittel zur Schuldentilgung verwenden, als „schlichten Unsinn“. Denn: Selbst wenn dem Bahnbetreiber nach Abzug aller Kosten noch „ein satter Gewinn von 15 Prozent bleiben würde, wären das vielleicht 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr“. Verglichen mit den Schulden des Konzerns „ist das gar nichts“.