Schnell mal weg!

Mit Last-Minute-Angeboten von Wellness- bis Familienurlaub werden die Restplätze der Veranstalter und Ferienflieger billig unters Volk gebracht

von EDITH KRESTA

Inzwischen muss auch die Fußballweltmeisterschaft für die anhaltende Reiseflaute herhalten. „In den vergangenen Wochen hatten wir ein Hemmnis, und das hieß Oliver Kahn“, sagte der Präsident des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter- Verbands, Klaus Laepple. Die Macher der deutschen Pauschalreiseindustrie ergreifen längst jeden Strohhalm, um das geschäftliche Desaster im Jahr eins nach den Terroranschlägen in den USA zu erklären. Kaum einer sagt es, aber die Konzerne haben den Sommer 2002 so gut wie abgeschrieben. Neun Monate nach dem 11. September arbeiten die Manager nur noch an Schadensbegrenzung in Form von Sparprogrammen und kappen die Zahl der Flugzeugsessel und Hotelbetten, um unprofitable Überkapazitäten zu vermeiden. Doch auf massive Preissenkungen als Lockmittel können zögerliche Urlauber zumindest bisher nur bedingt hoffen. Um zu sparen, müssen sie auch dieses Jahr auf Last Minute setzen.

Mit Last-Minute-Angeboten werden die Restplätze der Reiseveranstalter und Ferienflieger billig unters Volk gebracht.Und das funktioniert so: Reiseveranstalter kalkulieren ihre Preise für Flugpauschalreisen auf langjährigen Erfahrungswerten. Dabei wird auch die Nichtauslastung einkalkuliert. Der Veranstalter rechnet damit, dass ungefähr jeder zehnte Flugsessel leer bleibt. Geht diese Rechung auf, wird gutes Geld verdient. Mit dieser 90-prozentigen Auslastung hat der Veranstalter seine Schäfchen im Trockenen. Wenn aber darüber hinaus auch noch der zehnte Flugsessel verkauft wird, also 92 oder 100 Prozent Auslastung erreicht werden, dann kann mit dem Preis gehandelt werden. Diese Plätze können dann in letzter Minute zu Last-Minute-Konditionen auf den Markt geworfen werden.

Die Last-Minute-Konditionen sind gerichtlich geschützt. Die Verwendung des Begriffs ist nur erlaubt, wenn das Angebot mindestens 30 Prozent preiswerter als im Katalog ist und frühestens vierzehn Tage vor dem Abflug offeriert wird.

Gleiches gilt auch für das Geschäft mit den Hotelbetten. Viele Reiseveranstaltern haben inzwischen mit Hotels in Spanien, Tunesien oder Ägypten Garantieverträge abgeschlossen. Der Hotelier erhält sein Geld dann auch, wenn das Bett nicht verkauft wird. Die großen Reiseveranstalter, aber auch die Fluggesellschaften, haben außerdem in den vergangen Jahren die Zahl der eigenen Hotels ausgebaut. Diese Hotelkettem (wie RIU oder LTI-Hotels) bringen einerseits zwar mehr Geld, andererseits aber auch ein erhöhtes Risiko.

Last Minute ist also der Handel mit nicht verkauften Restplätzen im Flieger oder im Hotel. Der Marktführer L’TUR, 663.000 verkaufte Tickets 2001, hat täglich 10.000 Reisen, von der Finca bis zur Sportreise, im Angebot. „Die weltweiten Hotelpartner melden ihre leeren Betten per Internet an die L’TUR-Zentrale, die dort mit den passenden freien Flugplätzen der unterschiedlichsten Airlines automatisch kombiniert werden. Bevor die Reisen per Knopfdruck in den Verkauf gehen, vergleicht der Computer den Last-Minute-Preis mit aktuellen Sonderangeboten und dem Katalogpreis“, erklärt Tanja Huber von der L’TUR Pressestelle.

Inzwischen ist die Angebotspalette bei Last Minute breit gefächert. Heute findet man jedes touristische Marktsegment. Es gibt Angebote für Familien mit Kindern, für Singles, für Luxusreisende, für Kurzreisende, für Wellness-Fans. Die größte Auswahl steht zur Verfügung, wenn man sich nicht auf ein bestimmtes Urlaubsziel festlegt, sondern seine persönliche Urlaubsgestaltung in den Vordergrund stellt.