montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Es ist wunderbar, wundervoll und wundersam. Ich freue mich so sehr. Ich bin begeistert. Ich lebe hoch. Während in der zurückliegenden Woche alle Menschen in ein Post-WM-Trauma fielen, depressiv, frustriert und traurig waren, darüber dass es keinen Fußball hier, keinen Fußball da mehr gibt, blühe ich auf. Endlich stehen die wichtigen Dingen unserer Zeit wieder im Mittelpunkt des Interesses: Pisa und Walser, Schröder und Stoiber, Kunst und Politik. O tempora tempes mutabor: der Wechsel ist der Zeiten Wolf, meinte schon Seneca, der wie ich leider 1968 zu den Linken gehörte. Heute geht sein Geist in uns auf, strömt heiß den Rachen hinab, um wohlig uns den Bauch zu wärmen. Es ist, wie es ist! Die Spaßgesellschaft hat ihren Spaß gehabt. Fin, Finito, Finnland. Aus, Schluss, vorbei, wie der Lateiner sagt. Jetzt zählt nur noch harte Gedankenarbeit, der kühle Scharfsinn eines Wolfs, die brillante Formulierkraft des Intellektuellen. Worte, Sätze, Essays fließen nur so, alles fließt: Ich bin bereit!

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.