Sauer auf Berlin

Simbabwes Regierungszeitung attackiert den deutschen Botschafter in Harare. Dieser dementiert den Bericht

HARARE taz ■ Die Krise in den Beziehungen zwischen Deutschland und Simbabwe hat sich vertieft, nachdem die Regierungszeitung Herald am Freitag den Deutschen vorwarf, den Sturz von Präsident Robert Mugabe zu betreiben. Sie berichtete, die deutsche Botschaft in der simbabwischen Hauptstadt Harare habe am 1. Juli den südafrikanischen Oppositionspolitiker Tony Leon von der liberalen Democratic Alliance zu einem Essen eingeladen. Leon hat Südafrikas ANC-Regierung mehrfach für ihre weiche Haltung gegenüber Mugabe kritisiert. Bei dem Essen, so die Enthüllung des Herald, sei über die Lage in Simbabwe gesprochen worden.

Die Zeitung illustrierte den Artikel mit einer Karikatur, die den deutschen Botschafter Peter Schmidt zeigt, wie er einen Trinkspruch „Here’s to action!“ sagt. Im Vordergrund steht ein Simbabwer, der erklärt: „Soweit ich weiß, hat Deutschland die beiden Weltkriege verursacht.“

Botschafter Schmidt nannte den Bericht eine „Verschwörungstheorie“ und sagte: „Ich gebe im Monat drei bis vier Empfänge für ein breites Spektrum an Personen wie Gäste aus Deutschland, Geschäftsleute und Politiker von Regierung und Opposition. Ich wundere mich, dass die simbabwische Regierung sich über dieses Essen wundert und dass eine Zeitung über ein Ereignis berichtet, wo sie nicht war, und meint, zu wissen, worüber gesprochen wurde. Es ist eine Erfindung.“ Er dementierte, dass Tony Leon eingeladen worden oder aufgetaucht sei.

Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen wurde der Bericht samt Karikatur von hohen Regierungsmitgliedern gebilligt, die über die internationalen Sanktionen gegen Simbabwe erzürnt sind, die nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom März verhängt wurden. „Die Beziehungen zwischen Deutschland und Simbabwe sind nicht die besten“, so Botschafter Schmidt. Ende Juni rief die staatliche deutsche Entwicklungsbehörde GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) ihr Team in Simbabwe nach Hause zurück, da alle laufenden Projekte abgeschlossen sind und keine weitere Entwicklungshilfe für Simbabwe mehr vorgesehen ist. Auch die EU äußerte sich im Juni erneut besorgt über die zunehmend gefährliche politische und soziale Lage in Simbabwe.

GODFREY KARORO