Spenden und verdienen

Die Deutschen spenden wie die Weltmeister – bei den Spendenfonds spielen sie Kreisklasse. Achten sollte man besonders auf die vom Fonds bedachten Organisationen: Hier zählt nur Gemeinnützigkeit

Sie erscheinen regelmäßig in den Nachrichten: Einblendungen von Spendenkonten zu Katastrophen und gemeinnützigen Projekten. Experten schätzen, dass in Deutschland jährlich 5 bis 10 Milliarden Euro gespendet werden. In ihrer Spendenfreudigkeit belegen die Bundesbürger somit Jahr um Jahr weltweit einen Spitzenplatz.

Geht es aber um die Verbindung von Spende und Geldanlage, hinken die Deutschen weit hinterher. Vor allem die Amerikaner und Briten sind ihnen bei den Spendenfonds um Längen voraus. Anders als im angelsächsischen Raum werden die in Deutschland angebotenen Spendenfonds recht wenig wahrgenommen. Sechs sind es an der Zahl, die auf ein Gesamtfondsvermögen von gerade mal 343 Millionen Euro kommen, wie Anfang des Jahres aus einer Übersicht des Bundesverbandes Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaften (BVI) hervorging.

Dabei klingt das Prinzip dieser Geldanlagen verheißungsvoll: Anleger erzielen Gewinne durch feste Renditen oder Fondsausschüttungen. Dabei kommen festgelegte oder freiwillige Ertragsanteile und Ausgabeaufschläge gemeinnütziger Organisationen hinzu.

Die Vielfalt der Modelle macht es den Anlegern allerdings nicht leicht. Die Spendenmöglichkeiten differieren von Fonds zu Fonds. So ist beim Gmeiner Kinderdorf Fonds (GKD-Fonds) (WKN 847 409) der „Wertpapier Spezialisten“ (DWS), Frankfurt – mit einem Vermögen von 231,2 Millionen Euro der größte deutschen Spendenfonds –, die Spende freiwillig. Nur wenn der Anleger es will, kommen die Fondserträge den SOS-Kinderdörfern zugute. Die Wertentwicklung des Fonds lag im letzten Jahr mit 7,32 Prozent im Minus. Über den Zeitraum der letzten drei Kalenderjahre hinweg legte er jedoch um 27 Prozent zu.

Die DWS bieten außerdem den DWS-Bildungsfonds (WKN 847 419) und den Panda Renditefonds (WKN 976 984) an. Auch im Fall des „Bildungsfonds“ (Fondsvermögen: 38 Millionen Euro) bleibt die Entscheidung zur Wohltätigkeit dem Anleger überlassen: Mit den Fondserträgen kann er eine Bildungseinrichtung unterstützen. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS kooperiert hier vor allem mit der Privatuniversität in Witten-Herdecke. Auch dieser Fonds meldete 2001 eine negative Entwicklung von 5,69 Prozent, im Zeitraum der letzten drei Jahre aber einen Zuwachs von 39,51 Prozent.

Der Panda-Renditefonds (Vermögen: 28 Millionen Euro) erzielte von Februar 2001 bis Februar 2002 eine Rendite von 8,02 Prozent. In den drei Jahren von Februar 1999 bis Februar 2002 waren es sogar 32 Prozent Wertzuwachs. Vom Ausgabeaufschlag geht ein Prozentpunkt an den World Wide Fund for Nature.

Der zweite deutsche Spendenfondsanbieter ist die Union Investment aus Frankfurt am Main. Die jährlichen Erträge des Pro-Mundo-Fonds (WKN 975 016) fließen an kirchliche Hilfswerke wie Misereor, den Malteser-Hilfsdienst oder das Kindermissionswerk. Der mit einem Vermögen von 31,4 Millionen Euro ausgestattete Rentenfonds erreichte im vergangenen Jahr ein Plus von 7,23 Prozent, in den letzten drei Jahren eines von 13,01 Prozent. Ebenfalls im Plus lag 2001 der DKU-Fonds (WKN 975 015, Fondsvermögen: 9,2 Millionen Euro) aus dem gleichen Hause. Der Wert stieg um 1,64 Prozent im letzten Jahr und um 14,79 Prozent in den letzten drei Jahren. Hier erhält das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen verbindlich die Hälfte der Fondserträge.

Der von der DGZ-DekaBank angebotene DekaLux-pro Missio Anteilsklasse B Fonds (WKN 974 301) hat ein Fondsvolumen von 5,2 Millionen Euro. Seine Erträge gehen an die katholische Hilfsorganisation missio. Im letzten Jahr hat er ein Plus von 11,4 Prozent erreicht. Zur längerfristigen Entwicklung gibt die Bank 66,9 Prozent Zuwachs in den vergangenen fünf Jahren an.

Besonders achten sollte der interessierte Anleger auf die Auswahl der vom Fonds mit Spenden bedachten Organisationen. „Nur als gemeinnützig geltende Institutionen dürfen Spendenquittungen ausstellen, die zur Steuerabsetzung notwendig sind“, warnt Bernd Beder, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates. Gerate man an einen Fonds, der nicht mit gemeinnützigen Organisationen kooperiere, könne die Verbindung von Kapitalanlage und Spende für den Spender schnell zur fiskalischen Nullnummer werden.

MARKUS FUHRMEISTER/
ECOREPORTER.DE