vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sichin den Galerien von Berlin um

Cool ist die Angelegenheit nicht, aber immerhin kühl. Schließlich befindet sich die Ausstellung „Kunst, Kunststoff, Kunststoffrecycling“ einigermaßen tief unter der Erde, im noch nicht betriebsfertigen Bahnhof der U3, am Potsdamer Platz (Eingang: Blue Box!). Zumindest das ist bei der derzeitigen Wetterlage zu loben. Der Videokünstler Daniel Pflumm, der einen seiner Logo-Loops zeigt, RothStauffenberg, die betörende Sonnenunter- und Mondaufgänge recyceln, und Svetlana Heger, die zwölf rote Lampions von der Decke baumeln lässt, von denen man mit gutem Grund vermuten darf, dass sie aus Plastik und wiederverwendet sind, haben sich von der Deutschen Gesellschaft für Kunststoffrecycling (DKR) vereinnahmen lassen. Wie Kristian Hornsleth (Kopenhagen), Yuan Shun (Shanghai), Sara Chi Hang Wong (Hongkong) und das Designerduo Bär + Knell (Bad Wimpfen). Monc kam noch irregulär dazu. Dass seine Installation eines Zeitschriftenmeers aus „Style and the Family Tunes“ aussieht wie das etwas andere Zeitschriftendisplay, passt gut zum Video über Kunststoffrecycling, das die DKR auch noch reinpackte – provinziell wie Gesellschaften sein müssen, die ein „Innovationsforum für Kunst und Wirtschaft betreiben.

Nicht nur kühl, sondern kalt weht der Wind bei Roman Signer in der Galerie Barbara Weiss. Ein Standventilator bläst Luft auf ein an der Wand angebrachtes Rad, das sich im Luftstrom dreht. Wäre es nicht reizvoll, wenn der Strom aus der Steckdose, der den Ventilator antreibt, – aus Windkraft stammte? Und sich so der Kreislauf schlösse? Roman Signer jedenfalls ist ein Fachmann für komplizierte Gedankengänge und Apparate, die ganz einfach sind. Seine Skulpturen ereignen sich, prozesshaft, absurd. Und sie sind ein Ereignis.

Anregungen: vorlauf@taz.de

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