The Winner is...

Vorrunde, Halbfinale, Finale: Beim Bandcontest „act 2002“ spielten 30 Oldenburger Bands gegeneinander

„I feel like a star‘‘ röhrt der Shouter von „think?place‘‘ ins Mikro. Schweiß steht ihm auf der Stirn. Warm ist es sicher auch den treuen Fans der Punk-Kapelle, die vor der Bühne des Oldenburger „Amadeus“ einen Mosh-Pit gebildet haben, der sich sehen lassen kann.

Ein bisschen dürfen sich die sechs Bands beim Finale des „act 2002“-Contests tatsächlich wie Stars fühlen. Sie sind von insgesamt 30 Combos aus der Region nach Vorrunde und Halbfinalausscheidungen übrig geblieben. Was das Siegen betrifft, geben sich die Musiker eher gelassen – berechenbar sind die Chancen ohnehin nur in Maßen. Timo, Sänger von „Regicide“, erinnert sich an einen vergangenen Wettbewerb: „Wir landeten bei der Jury auf dem vorletzten Platz, das war schon frustrierend.“ Im folgenden Jahr seien sie nochmals angetreten und hätten glatt gewonnen.

So versuchen alle nach Kräften, sich bis 1 Uhr morgens in die Herzen von Publikum und Jury zu rocken, sei es mit ausuferndem instrumentalem Retro-Riff-Rock wie „Spaceship Landing“, oder mit einer MTV-kompatiblen Melange aus Grunge- und Nu Metal, wie sie „Itch Remedy“ mit Verve ins Publikum ballern. Erstaunlich: Obwohl es sich um Nachwuchsbands handelt, ist der Tanzspeicher mit rund 500 Besuchern restlos ausverkauft. Die Taktik der Veranstalter, die Bands selbst den Vorverkauf übernehmen zu lassen, macht sich bezahlt.

Vor der Verkündung des Endergebnisses, das sich aus der Jury- und der Publikumswertung er-rechnet, liegen die Nerven dann doch blank. „Ich kann jetzt echt nicht an Käsecracker denken“, erklärt Martin, der Bassist von „Bona Fide“ seiner hungrigen Freundin, die möchte, dass er ihr Knabbereien aus dem Backstage-Bereich holt.

Dann steht es fest: Die wackeren Punkrocker von „think?place“ sind trotz Stagedivern und Crowdsurfern vor der Bühne auf dem letzten Platz gelandet. Das Rennen aber haben „Regicide“ mit ihrem durch eine Folk-Geige aufgelockerten Düster-Metal gemacht. Sie dürfen sich nun auf drei Tage in einem Oldenburger Tonstudio und einen Support-Auftritt für eine größere Band freuen. Verloren hat eigentlich niemand. Alle Finalisten dürfen einen Song für einen Contest-Sampler aufnehmen. Bleibt nur zu hoffen, dass dessen Veröffentlichung nicht wieder Jahre dauern wird. Der Silberling mit den Finalisten der letzten drei Auflagen des Wettbewerbs nämlich ist soeben erst erschienen. Christoph Kutzer