off-kino Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet

Einen der besten Filme über eine ganz selbstverständliche Form der Völkerfreundschaft drehte Georg Wilhelm Pabst im Jahr 1931 – als ein Gegengewicht zur deutsch-nationalen Strömung der UFA unter Führung des Medienmagnaten Hugenberg – für die Nero-Film. „Kameradschaft“ spielt in der deutsch-französischen Grenzregion und schildert die Umstände eines Grubenunglücks in Frankreich. Als die deutschen Bergarbeiter davon erfahren, eilen sie ihren Kollegen mit Rettungsmannschaften zu Hilfe und können die Verschütteten schließlich retten. Allerdings zeigt Pabst in seinem dramatischen und lebensnah-realistischen Film, dass der Rettung nicht nur technische Probleme im Weg stehen: Da wollen die französischen Zöllner die deutschen Kumpel am Schlagbaum zunächst zurückweisen, auch der Empfang an der Grube ist eher kühl. Und selbst im Bergwerk unter Tage gibt es eine Grenze in Form eines Eisengitters, das zwecks Rettung der Eingeschlossenen erst niedergerissen werden muss (und nach Abschluss der Rettungsarbeiten von Soldaten sorgfältig wieder repariert wird). In einer der dramatischsten Szenen wird ein halluzinierender französischer Bergmann in seinem mit einer Gasmaske angetanen Retter den Feind aus dem Ersten Weltkrieg erkennen – ein Missverständnis, das beinahe tragisch endet. Doch am Ende siegt stets die Solidarität der Berufskollegen und die Deutschen werden freundlich verabschiedet. Ein Erfolg war „Kameradschaft“ in der polarisierten deutschen Gesellschaft übrigens nicht; in Frankreich wurde der Film seinerzeit erheblich freundlicher aufgenommen.

„Kameradschaft“ 11. 7. im Arsenal 1

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Dass der Tierschutz seit über vierzig Jahren mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat, zeigt der 1959 entstandene Oscar-preisgekrönte Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“, den der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek gemeinsam mit dem Sohn Michael im damaligen britischen Mandatsgebiet Tanganjika, dem heutigen Tansania, drehte. Denn auch damals schritt die Zerstörung des Lebensraumes der Tiere, vor allem bedingt durch die Bevölkerungsexplosion, in erschreckender Weise voran. Deshalb sollten die Grzimeks die Wanderwege der großen Herdentiere erforschen, um später die Grenzziehung des Serengeti-Nationalparks nach deren Bedürfnissen gestalten zu können. Interessant ist die Dokumentation auch deshalb, weil sie Probleme mit Tätigkeiten thematisiert, die uns heute selbstverständlich erscheinen, damals jedoch noch neu waren, wie etwa die Kennzeichnung von Tieren. Dazu mussten die Vierbeiner logischerweise erst einmal eingefangen werden – doch sowohl die Jagd mit dem Lasso als auch der Schuss mit einem selbstkonstruierten Betäubungsgewehr blieben erfolglos. Schließlich wurden die Zebras auf eher unkonventionelle Art eingefangen: Die Forscher erhaschten sie in voller Fahrt aus dem Geländewagen heraus am Schwanz.

„Serengeti darf nicht sterben“ 14. 7. im Arsenal 1

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Einen kuriosen Kinderfilm schuf der sowjetische Regisseur Gennadi Kasanki mit seinem nach Motiven von Hans Christian Andersen entstandenen Werk „Die Schneekönigin“ aus dem Jahr 1966. Die Geschichte vom kleinen Kay, dessen Herz von der bösen Schneekönigin in einen Eisklumpen verwandelt wird, inszenierte Kasanki als antikapitalistische Parabel, die in einer Mischung aus Real-, Puppen- und Zeichentrickfilm die märchenhaften Elemente der Handlung sehr schön ausstellt. Zwar weist die Dramaturgie so einige Löcher auf, aber das Staunen über kindshohe sprechende Raben und lebendige Tintenfässer hat ja auch seinen Wert.

„Die Schneekönigin 17. 7. im FilmmuseumPotsdam

LARS PENNING