Vom Broadway nach Bremen

Psychothriller mit betrügerischen Spiritisten: Die Hochschule für Künste bringt Menottis Kammeroper „Das Medium“ auf die Bühne

Unzählige Aufführungen haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der italo-amerikanische Komponist Gian Carlo Menotti ein Könner kulinarischer Opernpraxis ist – einen Super-Eklektizisten und einen Neo-Puccini hat man ihn auch genannt. Doch genau dieses ,,super“ bezeichnet auch seinen untrüglichen Bühneninstinkt.

„Menotti“, schrieb ein amerikanischer Beobachter, „schreibt moderne Musik für Leute, die moderne Musik hassen“. So hat er 1986, auf Anregung von und für den großen Tenor Placido Domingo , „Goya“ geschrieben. Und 1957 in Spoleto in Umbrien ein Opernfestival ins Leben gerufen. Unvergessen ist der Vorfall, als Luigi Nono 1972 seine gerade in Bremen erfolgreich aufgeführte Oper „Intolleranza“ beim Festival „Maggio Musicale Fiorentino“ zurückzog, weil auch eine Oper von Menotti (der erfolgreiche „Der Konsul“) auf dem Spielplan stehen sollte.

Nun führt die Opernklasse der HfK Menottis Oper „Das Medium“ auf: In der Regie von Renato Grünig, der für die Hochschule seine erste Oper inszeniert. „Für mich ist das Tollste an dieser Produktion die Zusammenarbeit aller Sparten. Kunst hat erst dann einen gesellschaftlichen Sinn, wenn alle über ihren Tellerrand hinausgucken müssen“, lobt er die Kooperation mit Wolfgang Schäfer (Malerei) und Katia Jürgens (Kostüme). Da die Opernklasse leider noch immer keinen hauptamtlichen Lehrer für szenischen Unterricht hat, ist Renato Grünig ideal für die StudentInnen: „Ich bin als Regisseur immer auch Schauspieler und kann alles vormachen“.

Große Oper für Stimmen liefert Menotti. „Dass wir das zum ersten Mal in einem professionellen Rahmen durchführen können, ist wunderbar“, sagt Gesangslehrerin Gabriele Schreckenbach. Die musikalische Leitung hat Rida Murtada, Dirigenten-Absolvent der HfK.

„Das Medium“ lief am Broadway (1946), wo sonst Oper regelrecht verpönt war, über 200-mal. Es geht in der Oper um Flora, die zusammen mit Tochter Monica arme Menschen betrügt, indem sie ihnen spiritistische Fähigkeiten vortäuscht. Dann läuft ein Psychothriller ab, in dem Flora einen Mord begeht und sich schließlich betrunken erschießt.

Ute Schalz-Laurenze

Öffentliche Probe: Heute abend um 19.30 ist in der Bremer Shakespeare Company. Die Aufführungen sind am 17., 19. und 21. Juli, jeweils 19.30 Uhr