Fernsehen bald fast werbefrei

HAMBURG dpa/taz ■ Armes Fernsehen: Die Werbeeinnahmen der TV-Sender sind im ersten Halbjahr 2002 weiter zurückgegangen. Die 15 deutschsprachigen, bundesweit zu empfangenden Programme erwirtschafteten brutto insgesamt 3,451 Milliarden Euro. Das waren 262 Millionen Euro weniger im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2001 – ein Rückgang um rund sieben Prozent. Fast alle Sender sind gleichermaßen betroffen, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich.

Die Daten beschreiben allerdings nur eine Tendenz: Die Firma Media Control errechnet sie nach Länge und Platzierung der ausgestrahlten Werbespots anhand der Senderpreislisten. Nicht berücksichtigt sind die branchenüblichen Rabatte, die nach Expertenmeinung zu Abweichungen von bis zu 30 Prozent führen.

Die großen TV-Familien üben sich dennoch in vorsichtigem Optimismus. „Im 4. Quartal erwarten wir eine leichte Besserung“, sagte Torsten Rossmann von der ProSieben Sat.1 Media AG. Auch die RTL Group sieht „erste positive Anzeichen“ für eine Überwindung der Krise auf den europäischen Werbemärkten. „Aber es ist zu früh, von einer Trendwende zu reden“, so RTL-Vorstand Didier Bellens.

Laut Media Control mussten alle TV-Anbieter Federn lassen. Marktführer RTL konnte zwar mit Bruttoumsätzen von gut 986 Millionen Euro seine Spitzenposition behaupten, büßte jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum knapp 105 Euro ein (minus 9,60 Prozent). ProSieben hielt sein Minus mit etwas mehr als 34 Millionen Euro (4,61 Prozent) in Grenzen und platzierte sich mit 712 Millionen Euro auf Platz zwei vor Sat.1 mit 708 Millionen Euro (3,47 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2001). Den größten Rückgang mit 32,42 Prozent verzeichnete der Nachrichtensender n-tv, der nur noch 33 Millionen Euro einnahm. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern verbuchte das ZDF mit einem Minus von 19,96 Prozent auf 86 Millionen Euro die höchsten Verluste, die ARD kam mit minus 9,47 Prozent und einem Umsatz von 97 Millionen Euro glimpflicher davon.

Immerhin das Deutsche Sportfernsehen (DSF) konnte seine Bruttoumsätze um stolze 9,26 Prozent auf 95 Millionen Euro steigern. Allerdings ist unklar, ob der zur Kirch’schen Konkursmasse gehörende Sender überhaupt weiterlebt. STG