Bier und Rollenwechsel

Die vier ultimativen Regeln für jeden Open-Air-Kino-Gänger, den es diesen Sommer noch zum Haus am Walde zieht

1,90 Meter-Menschen und Laubbäume vor der Leinwand – aber wer ist wegen des Films gekommen?

Mitte Juli: Der regengeplagte Bremer beschließt – koste es, was es wolle – der Sommer müsse jetzt gefälligst anfangen. Und wie lässt sich dieser energische Wille besser manifestieren, als darin, die Freiluftsaison einzuläuten? Im Haus am Walde ist es jetzt also soweit, der Sommer ist da – und mit ihm das alljährliche Open-Air-Kino.

Eine große Leinwand, ein kleiner kinotauglicher Hügel, viele Glühlämpchen in den Bäumen und allüberall abgeschabte Biergartentische – da schlägt das Herz des Freiluftlers höher. Und nachdem sämtliche Tische alle einmal abgeklappert sind („Ist der Platz noch frei?“ – „Nein, meine Freundin holt gerade Getränke.“), ist garantiert ein vertrautes Gesicht aufgetaucht, hat man diverse Freunde und Bekannte begrüßt und einen Platz angeboten bekommen. Ins Open-Air-Kino kann man auch ohne Begleitung gehen, gilt doch schließlich die zweite Freiluft-Regel: Irgendjemand ist immer da.

Die erste und wichtigste Regel folgt daraus: Spätestens zwanzig Minuten vor Beginn ist es so voll, dass als Sitzgelegenheit nur der Rasen bleibt, also niemals zum Freiluft-Event aufbrechen, ohne mindestens eine einigermaßen große Plastikfolie (zum Draufsetzen), genauso große oder größere Decken (zum Einwickeln) und sicherheitshalber immer Regenmäntel (Bremen!) mitnehmen.

Natürlich sind auch die Bänke kaum bequemer als der nackte Boden, und natürlich reicht die Sicht in der Regel nur vom 1,90-Mann vor einem bis hin zum großen Laubbaum, der nicht weniger als zwei Drittel der Leinwand verdeckt. Aber – Hand aufs Herz – wer kommt hier schon hin wegen des Films?

Dritte Freiluft-Regel also: Man kommt, um endlich mal wieder einen echten Filmrollenwechsel zu erleben, um die Silhouetten orientierungsloser Bier-Nachschub-Holer vor den Gesichtern der Film-Protagonisten zu bewundern und um bei besonders schönen Kuss- und Komisch-Szenen laut johlen und klatschen zu dürfen. Ob das vorgeführte Zelluloidstreifchen dabei „Zusammen!“ heisst oder „Lola rennt“ ist ohne Frage die schönste Nebensache der Open-Air-Welt, solange das Bier wunderbar kühl ist und die Käse-Brezel lecker und frisch.

Und selbst wenn nicht: vierte Freiluft- Regel: Es ist trotzdem immer schön.

Bodil Elstner

In Zusammenarbeit mit dem Kino46 sind bis Mitte August immer freitags um 22:15 Uhr im „Haus am Walde“ folgende Film-Klassiker Open-Air zu sehen: Am 19. Juli: „Lola rennt“; am 26. Juli: „Tatis Schützenfest“; am 02. August: „Besser geht‘s nicht“; und am 09. August: „Buena Vista Social Club“