Schule im Nebel

Senator Lange verkündet, was er schon immer verkündet hat, und sagt weiterhin nicht, wie das gehen soll mit dem Abi nach zwölf Jahren und der dritten Sportstunde

Der Senat hat beschlossen, was Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) schon vor Monaten als beschlossene Sache verkündet hatte: Das Abitur nach zwölf Jahren wird ebenso hamburgische Wirklichkeit wie eine dritte Sportstunde. Woher beispielsweise die Sporthallen und die SportlehrerInnen für diese koalitionären Unterfangen kommen sollen, konnte Lange gestern so wenig beantworten wie vor Monaten: „Die Schulen sind aufgefordert, in Kooperationen mit dem Hamburger Sportbund zu treten“, regt er an.

Außerdem gebe es ja neben dem herkömmlichen Hallensport auch noch Skatingbahnen, Schwimmbäder, Boote, Schulhöfe und Trimmpfade. Der Senator ist sich sicher, „dass mit der nötigen Phantasie dem Zwecke näher getreten werden kann“. Und der Zweck heiße „körperliche Ertüchtigung“.

Lange räumt ein, dass es „sicher anfangs Schwierigkeiten“ geben wird, besonders im Winter, wenn alle Sportstunden drinnen stattfinden müssen. Aber „das ist ja Teil der Autonomie der Schulen, dass wir die Rahmenbedingungen vorgeben und die Schulen sie ausfüllen“. Eine Aussage, die Lehrerkammer-Vorsitzende Margarete Eisele-Becker „recht ungeheuerlich“ findet.

Ähnlich vage bleibt Lange bei den Fragen danach, wie ohne zusätzliche Einstellungen Fünftklässler an Gymnasien und kooperativen Gesamtschulen schon nach den Sommerferien jeweils eine Stunde mehr Deutsch und Mathe bekommen sollen, damit sie ihr Abi in acht Jahren schaffen: „Ich denke, dass man die Maßnahmen im Rahmen des Vorhandenen erfüllen kann“, sagt er. Übrigens wird auch für die Beobachtungsstufe der Haupt- und Realschüler die Stundentafel auf 30 Stunden erhöht.

An die Adresse derer, die gegen das verkürzte Abi klagen wollen, weil das Schulgesetz noch nicht entsprechend geändert ist, führte er aus, dass die Stundenerhöhung auch vor der Gesetzesänderung möglich sei. Die Maßnahme bereite das schulpolitische Ziel zwar vor, sei aber nicht unumkehrbar, deshalb reichten für die Erhöhung zunächst Verordnungen.

Die GAL-Fraktion forderte, dass Lange endlich sagen soll, wer die Zeche zahlen müsse für „seine unfinanzierten und schlecht vorbereiteten Schulreformen. Und auch die SPD sieht das „Organisationschaos programmiert“. SANDRA WILSDORF