Tote bei Busanschlag

Palästinensische Attentäter töten acht Israelis und verletzen zwanzig weitere. Rückschlag für Gespräche

JERUSALEM dpa/afp ■ Bei einem Terroranschlag sind gestern im nördlichen Westjordanland acht Israelis, darunter ein Baby, getötet und etwa 20 verletzt worden. Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres waren an gleicher Stelle bei einem ähnlichen Überfall zehn israelische Siedler und die drei palästinensischen Täter getötet worden.

Nach Augenzeugenberichten hatten drei schwer bewaffnete Palästinenser in israelischer Uniform in der Nähe der Siedlung Emanuel zunächst mehrere Bomben neben dem gepanzerten Linienbus gezündet. Als die Fahrgäste in Panik aus dem Bus sprangen, wurden sie von den Angreifern aus kurzer Distanz aus automatischen Waffen beschossen und mit Handgranaten beworfen. Die Attentäter feuerten auch auf einen Personenwagen, der hinter dem angegriffenen Bus stoppte, und verletzten dabei mehrere Menschen.

Unter den Schwerverletzten waren Kleinkinder und eine Schwangere. Die meisten Opfer waren ultraorthodoxe Juden aus dem Viertel Bnei Brak in Tel Aviv. Die Angreifer konnten fliehen. Zu dem Anschlag bekannten sich die „Al-Aksa-Brigaden“ der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat, die radikale Hamas-Organisation und die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas.

Der Anschlag versetzte den jüngsten Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts einen schweren Schlag. Das Attentat erfolgte, nur Stunden bevor sich in New York das so genannte Nahost-Quartett aus Vertretern von USA, UN, EU und Russland um eine gemeinsame Haltung im Nahostkonflikt bemühen wollte. Bundesaußenminister Joschka Fischer nannte den Anschlag einen „brutalen, gezielten Versuch“, die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft um eine politische Lösung des Nahostkonflikts zu torpedieren.

Israels Regierung machte die Autonomiebehörde für die Tat verantwortlich. „Israelische Zivilisten gehören auch weiter zu den bevorzugten Zielen palästinensischer Terroristen“, meinte ein Regierungssprecher. Der Anschlag beweise, dass „der Terrorismus für die Autonomiebehörde weiter das bevorzugte Mittel im Vorgehen (gegen Israel) ist“.

Bereits vor der Tat hatte Israels neuer Generalstabschef Mosche Ajalon einen Truppenabzug aus den besetzten Palästinensergebieten vorläufig ausgeschlossen. Dies würde Israels Abschreckung schaden und von den Palästinensern als Schwäche Israels ausgelegt. Der linksliberale Oppositionsführer Jossi Sarid warnte dagegen, angesichts des Elends durch die israelische Dauerbesetzung müsse Israel mit einer „dritten Intifada“, einem weiteren Massenaufstand gegen die Besetzung, rechnen. Das „Aushungern von Zivilisten“ sei keine legitime Waffe, meinte Sarid.

Seit dem 20. Juni leben die etwa 800.000 Bewohner der sieben besetzten Städte unter strikter Ausgangssperre, die nur gelegentlich für wenige Stunden aufgehoben wird.