pampuchs tagebuch
: Letzte Hilfe

Nennen wir es ruhig den Gau des kleinen Mannes. Jeder, der einen Computer hat und über eine Festplatte verfügt, die ab und zu mal abstürzt, wird wissen, wie ich leide. Nach einigen leisen Ankündigungen in den letzten Monaten ist es passiert: Mein Kistchen hat mal wieder seinen Geist aufgegeben. Es hat dies sogar ziemlich dramatisch getan. Am Freitag – immer am Freitag! – hat es noch ein bisschen geröchelt, ersterbende Botschaften wie „kann nicht mehr ini …“ geschickt und mit Zuckungen und Flackereien ist es nach vier Jahren Lebenszeit insgesamt und zwei Jahren mit frischer Platte in den unverdienten Frühruhestand getreten. Ich konnte es gerade noch zum Doktor, meinem Computerhändler in der Bahnhofsgegend, schleppen, dann war Wochenende. Das habe ich laptoplos auf dem Lande verbracht, in der Hoffnung, gute Menschen würden die Festplatte wieder hübsch zurechthobeln. Dabei habe ich natürlich vergessen, dass es eben nicht mit dem Putzen der Festplatte getan ist. Es ist für uns normale User einfach eine Titanenarbeit, eine gesäuberte Festplatte aus der Reparatur zu bekommen. Das Schreckenswort in diesem Zusammenhang heißt „Neuinstallieren“. Ich habe den Eindruck, die Reanimation eines Mausetoten ist nichts im Vergleich mit der mühseligen Arbeit, einen läppischen Laptop wieder dazu zu bringen, so zu funktionieren, wie er das getan hat, bevor er sein Festplattenlöffelchen abgegeben hat. Und dabei habe ich doch „partitioniert“, das heißt, meine eigenen Dateien auf ein besonderes Plattenstück namens „D:“ dislozieren lassen, um sie nun leichter zu sichern. Nein, die eigenen Dateien sind nicht das Problem.

 Das wirklich Mühselige sind die Programme, die man im Lauf der Zeit angehäuft und die zu nutzen man sich angewöhnt hat. Die aber sind bei uns Normalsterblichen natürlich weder gebackupt noch gesichert und müssen, Gott sei's geklagt, allesamt wieder neu installiert werden. Mein verständiger und mitleidiger Redakteur hat mir zwar schon öfters angedeutet, man könne auch Programme mit irgendwelchen „Zips“ und „Streamern“ ganz gut sichern. Hab ich aber nicht, weiß ich auch nicht, wie das geht. Jedenfalls krame ich nun seit Montag in alten Disketten und CDs, um meinem Computerhändler bei der Festplattenreanimation zu assistieren. Druckertreiber waren mir schon ein Gräuel, als das noch mit „eu“ geschrieben wurde. Was muss ich nun suchen? Den Druckertreiber für meinen Drucker. Word und Office-CDs muss ich beibringen, die ich, weiß der Himmel wo, verstaut habe. Wer denkt denn daran, die immer griffbereit zu haben? Und das alles reicht gerade dafür, dass ich überhaupt schreiben kann. Die Installation der Programme, die mich wieder internetfähig machen, kommt erst noch. Das kann ich dann in den nächsten Wochen in Heimarbeit erledigen: Installationsnächte mit ISDN- und Teledat-CDs, mit Internetzugang-CDs, mit Wörterbuch-CDs, mit Scanner-CDs mit Realplayer und was es sonst aus dem Netz gab – noch weiß ich gar nicht, was mir alles fehlt. Aber ich werde es schon merken …

 Sei's drum, die alltägliche Arbeit muss weitergehen. Diese Kolumne zum Beispiel. Ich bin zu „easyEverything“ gegangen, gleich um die Ecke von meinem Computerhändler: der größte Internetshop Münchens direkt am Bahnhof, über 500 Plätze, Tag und Nacht auf, 24 Stunden für 4 Euro. Ich hab eine Kolumne geschrieben, während mein Laptop noch unterm Messer lag. Als ich fertig war, wollte ich sie abschicken. Es ging nicht, Ich wollte sie sichern. Es ging nicht. Ich habe Hilfe geholt. Es half nichts. Diese Kolumne gibt es nicht. Alles ist abgestürzt. Mein Laptop, mein Internetcafé, ich. Kann mich bitte jemand neu installieren? THOMAS PAMPUCH

ThoPampuch@al.com