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Gehört: Paul Meyer / Heinrich Schiff/ Stephan Vladar, Reithalle Schloss Wotersen. Beim Schleswig-Holstein-Musikfestival war jüngst Prominenz zu Gast. Ein Trio um denCellisten Heinrich Schiff spielte Werke Beethovens, Brahms‘ und des Österreichers Gerd Kühr. Da war Vorfreude angesagt, in die sich später leise Enttäuschung mischte.

Denn wirklich gute Künstler – und als solcher galt Schiff bislang – entwickeln sich weiter. Sie probieren immer wieder Neues, seien es neue Interpretationsansätze oder neue Werke. So war es auch beim Cellisten Schiff in den achtziger Jahren, dem zuzuhören damals immer ein Abenteuer war. Inzwischen allerdings ist er zu einem routinierten Tausendsassa geworden, der mehr schlecht als recht dirigiert und dazwischen immer wieder sein Cello streicht. Schiffs Lockerheit und selbstverständliche Konzentration vergangener Tage sind dahin. Natürlich spielt er immer noch gut, aber sein Musizieren wirkt oft erstarrt, manchmal auch fahrig.

Zudem sind die Musiker des Trios – Heinrich Schiff (Cello), Paul Meyer (Klarinette) und Stephan Vladar (Klavier) – zu unterschiedlich, um ein künstlerisch überzeugendes harmonisches Ganzes zu bilden. Schiff wagt gerne das Extreme, spannt Bögen bis zum Zerreißen oder versinkt auch einmal in ein lyrisch-musikalisches Selbstgespräch.

Klarinettist Paul Meyer dagegen begeistert durch seinen klaren Ton und intelligente Phrasierungen, die besonders in den leichtfüßig gespielten leisen Passagen überzeugen. Pianist Stephan Vladar wiederum fühlt sich am wohlsten in der Welt der Zwischentöne. Die Lust am klanglichen Extrem in Lautstärke oder Anschlagsweise sind ihm fremd. Ihm fehlt – anders als Schiff und Meyer – eine leise Stelle ins kaum Hörbare zu steigern.

Fazit: Das Zusammenspiel dieser drei so unterschiedlichen Musiker ist zwar technisch perfekt, aber musikalisch liegen Schiff/Meyer einerseits und Vladar andererseits weit aus einander. Und deshalb bleiben vom Konzert dieses Trios nur zwei Stücke nachhaltig in Erinnerung: einerseits Kührs Trio, das in seiner fast aphoristisch zu nennenden Verknappung durch die ausdrucksintensiv gespielte Wiedergabe überzeugte; andererseits Beethovens Zauberflöte-Variationen für Cello und Klavier. Bei solchen Werken lässt Schiffs ausgefeilte Interpretation an bessere Zeiten denken und korrespondiert ausgezeichnet vortrefflich mit Vladars vielgestaltigem Kosmos der Zwischentöne. REINALD HANKE