Für nichts zu schade

Scharping-Honorare, Schreiber-Spende, Koch-Buch: Der Name des Frankfurter PR-Beraters Hunzinger taucht immer wieder im Umfeld von Politskandalen auf

BERLIN taz ■ Dass sich bisher kaum jemand öffentlich über die Verstrickungen des Frankfurter Medienberaters Moritz Hunzinger (43) erregt hat, scheint etwas verwunderlich. Gab es doch kaum einen Politskandal in den letzten Jahren, der nicht mit dem Namen Hunzinger in Verbindung gebracht werden konnte.

Im Sommer 1999 wollte Martin Bangemann aus dem Amt des für Telekommunikation zuständigen EU-Kommissars direkt zum spanischen Konzern Telefónica wechseln. Sein Berater: Hunzinger. Im Januar 2000 sponserte Hunzingers Verlag ein Buch von Roland Koch (CDU) mit rund 300.000 Mark. Der Verdacht der verdeckten Parteienfinanzierung beschäftigte einen hessischen Untersuchungsausschuss. Die Anregung, Wolfgang Schäuble im Februar 2000 jene berühmt gewordenen 100.000 Mark zu spenden, hat Waffenhändler Karlheinz Schreiber nach eigener Erinnerung von Hunzinger: „Lassen Sie doch mal ein paar Lappen rüberwachsen“, habe der zu ihm gesagt. Rudolf Scharping schließlich hat seine Gräfin anlässlich eines „Politischen Salons“ bei Hunzinger kennen gelernt. Die Gästeliste dieser exklusiven Treffs zwischen Politikern, Chefredakteuren, Wirtschaftsbossen und Honorarkonsuln liest sich wie ein Who’s who der Republik. Zuletzt, bei der 143. Veranstaltung Anfang Juli, war Renate Künast Ehrengast.

Am 8. September 1999, während des Jugoslawienkriegs, sprach dort Rudolf Scharping. Auch dabei: der damalige KFOR-Oberbefehlshaber Klaus Reinhardt und der damalige Chef des Industriegase-Herstellers Messer Griesheim. Das Ergebnis des Treffens schilderte die Süddeutsche Zeitung so: „Jedenfalls bombardierten die Nato-Flieger gezielt und vernichtend Ölraffinerien und Benzindepots in Serbien, die Anlagen von Messer Tehnogas GmbH jedoch blieben völlig unbeschadet.“ General Reinhardt hat laut Recherchen der Zeitschrift Max kurz nach einem Kurzreferat einen Scheck über 10.000 Mark erhalten.

Zur Hunzinger Information AG gehören neben der Hunzinger PR GmbH auch die Fotoagentur Actionpress und das Marktforschungsinstitut Infas. Chef des Aufsichtsrats ist Lothar de Maizière. Doch in eigener Sache scheint sich Hunzinger weniger fein zu verhalten, als all die prominenten Namen vermuten lassen. Eine ehemalige Mitarbeiterin berichtete der taz, auf Firmenpartys sei kaum eine Frau vor dem Boss sicher gewesen. „Stil- und niveaulos“ habe sich Hunzinger aufgeführt: „Der war sich für nichts zu schade.“ KUZ