Resch gestürmt

Die Good Time Charlies schütteten Punkrock in die Herzen. Quellen: Ramones, Ramones und Ramones

Wenn Redakteure und Redakteurinnen aller Ressorts sich vereinigen zum gemeinsamen Klagesang, wenn fleißigen Konzertgängern das Objekt ihrer Tugend flieht, das Schmeicheltier verreist, wenn die Wohnung leer ist, weil alle Welt ein Ding namens Urlaub hat – dann ist es gut, dass es junge Menschen wie die Good Time Charlies gibt. Vier junge Männer, deren gemeinsamer Name Programm ist.

Wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet sie in der Lage waren, die 60 bis 70 Menschen in der Tower Bar zu erretten. Die Good Time Charlies kommen aus Portsmouth im Vereinigten Königreich, wo, wie sie sagen, eines jeden Mannes Mutter eine Schwester ist, ein wenig so wie in Bremen, wie sie auch sagen.

Man wird sich sicher sein dürfen, dass der Sommer in Portsmouth nicht einmal verregneter sein wird, als der hiesige. Es gibt auch wenig Grund anzunehmen, dass all die Bands, die einen weiten Bogen um die ganze Stadt machen und manchmal sogar ums ganze Land, dass all diese Bands die sommerlichen Nächte in Portsmouth zum Vibrieren bringen.

Denn dann würden die vier jungen Männer, die gemeinsam die Good Time Charlies sind, den Sommer bestimmt in Portsmouth verbringen. Nein, ganz gewiss ist es in Portsmouth im Sommer ganz genauso öd – oder, je nach Geschmack: beschaulich – wie in dieser kleinen Stadt.

Umso besser, dass sie es auf sich nahmen, ihre Gitarren zu nehmen, um ein wenig Punkrock in die Herzen zu schütten. Sie taten dies mit bemerkenswerter Präzision, was dem Sujet entsprechend eine ganz gewisse Nuance der Ungenauigkeit impliziert.

Mit einem herrlich reschen, kontrolliert voranstürmenden Sound, gekrönt von eng geführten Gesangsharmonien führten die vier jungen Männer aus Portsmouth vor, wie sowas gehen kann. Mit Quellenangabe fassten sie pointiert zusammen, was sie unter Rock’n’Roll verstehen: Ramones, Ramones und Ramones. Vielleicht noch Rose Tattoo und die Beatles, aber vor allem die Ramones.

Zwei Stücke der Väter der abgewetzten Lederjacke, von denen in den letzten zwölf Monaten gleich zwei den Löffel abgaben, standen auf dem Programm, der selbstkomponierte Rest erfüllte die Erfordernisse locker. Zwei Dutzend Songs, an deren Titeln schön zu sehen ist, worum es am Samstag ging: „Dig The Fuzz“, „Small Town Fever“, „Fan Shirt“ oder „New Girlfriend“ – eins wie das andere eine nach allen Regeln der Kunst gefasste kleine Perle. Das und vielleicht noch ein paar Bier und man konnte versöhnt mit der Nacht neue Abenteuer suchen.

Andreas Schnell