Tenever-Sanierung: Es hakt am Geld

Zwei Jahre nach dem Beschluss des Senats über die Sanierung der Krause-Wohnblocks in Tenever ist immer noch kein Baubeginn in Sicht. Müssen Gewoba-Anteile verkauft werden für die Finanzierung der Sanierung?

Seit Jahren bemüht sich die Initiative „Wir in Tenever“, eine Lösung für die Blocks des pleite gegangenen Hannoveraner Architekten Krause einzufordern. Diverse Zwangsversteigerungstermine verstrichen, weil die Banken mehr von ihren Krediten retten wollten, als die Wohntürme mit einem Leerstand von 40 Prozent und erheblichem Sanierungsstau Wert waren. Vor zwei Jahren schien es endlich so weit, der Senat (mit 41 Millionen Mark), die Gewoba und die Baufirma Hochtief wollten eine Auffanggesellschaft gründen und hatten sich mit den Banken verständigt. „Endlich besteht die Chance“, freute sich die SPD-Fraktion damals und feierte etwas voreilig den Erfolg. Denn wenig später stellte sich heraus, dass das Konzept, das den Abriss von einem Drittel der 1.418 Krause-Wohnungen vorsah, finanziell für die beteiligten Unternehmen nicht aufging – zu schlecht sind die Aussichten, den sanierten Restbestand in dem ehemaligen Demonstrativ-Bauvorhaben zu vermieten.

Seitdem wird wieder in aller Stille gerechnet und verhandelt. Auskünfte gibt allein der Senat, sagt die Gewoba auf die taz-Anfrage nach dem aktuellen Stand der Dinge. „Beschlossen ist gar nichts“, winkt der Sprecher der zuständigen Bausenatorin, Olaf Joachim, ab. Aber ein neues Konzept, das sich zudem rechnen könnte, steht gleichwohl: Es sollen 145 Wohnungen mehr abgerissen werden als ursprünglich geplant, berichtete der Abteilungsleiter im Bauressort, Bernd Bluhm, der Stadtteilgruppe Tenever. Dem Bagger fallen nicht nur Krause-Wohnungen zum Opfer, auch die Gewoba will im Rahmen des Gesamtkonzeptes ihren Wohnungsbestand reduzieren. Warum das neue Konzept noch nicht mit großem PR-Aufwand als Erfolg gefeiert wird, hat einen einfachen Grund: Die Finanzierung der staatlichen Mittel „steht“ noch nicht. Die Koalitionspartner hatten sich darauf verständigt, den staatlichen Anteil – inzwischen ist von 30 Millionen Euro die Rede – „aus Vermögensveräußerungen“ zu finanzieren. Welches Vermögen da veräußert werden soll, ist aber die Frage. Immer wieder ist in diesem Zusammenhang der Bremerhavener Milliardär Kai Ehlerding, der Bremen schon Anteile von anderen kommunalen Wohnungsbauunternehmen abgekauft hat, im Gespräch. Seine Immobilienfirma „WCM“, bei der Ehlerding Großaktionär ist, will der Stadt die restlichen Anteile der „Bremischen“ derzeit aber nicht abkaufen. Vor zwei Jahren hätte Ehlerding gern wesentliche Anteile der Gewoba gekauft. Ob er jetzt dafür das Geld hat, ist die Frage: Von Ehlerding wurde berichtet, er sei gezwungen, sich von WCM-Anteilen zu trennen. Zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD gibt es dazu ein grundsätzliches Problem: Die SPD als Partei hat sich festgelegt, dass nur Anteile bis zu 49 Prozent der Gewoba in private Hände verkauft werden dürfen, das Land Bremen soll die Mehrheit bei der Wohnungsbaugesellschaft behalten. Im Rathaus und bei der CDU würde man gern die Mehrheit privatisieren. Der Gewoba würde so der Gang an die Börse ermöglicht, und der Verkaufserlös wäre in diesem Falle deutlich höher, die 30 Millionen Euro Sanierungshilfe für die Krause-Wohnungen ließen sich ohne Problem aus den Mehrerlösen finanzieren. Aber wenige Monate vor den Wahlen will kein Politiker die vielen Mieter der Gewoba mit solchen Privatisierungsdebatten verunsichern, so ist das Thema öffentlich tabu. Und für die Sanierung der Krause-Wohnungen gilt: „Beschlossen ist noch gar nichts“. Eine dezidiert andere Meinung hat zu diesem Thema die FDP. Ihr Kreisvorsitzender für den Bremer Osten ist Bernd Richter, im Hauptberuf Geschäftsführer des Interessenverbandes der Hausbesitzer „Haus und Grund“. Der fachkundige FDP-Politiker ist „gegen halbherzige Nachbesserungen des Sanierungskonzeptes für Tenever“. Klare Kiste: Er will den „Totalabriss der überwiegend maroden Krause-Wohnungen“. Da derzeit 46 Prozent dieser Wohnungen leer stünden, könnten für alle Mieter neue Wohnung gefunden werden. Auch im Innenstadtbereich Bremens sei „aufgrund der nicht zu unterschätzenden demografischen Bevölkerungsentwicklung“ ein erhebliches Überangebot an bezahlbarem Wohnraum auch in Zukunft zu erwarten. Angesichts dieser Lage auf dem Wohnungsmarkt sei es nicht die Aufgabe des Staates, mit Steuermitteln den Banken, die die Ankäufe des Architekten Krause finanziert haben, aus der Patsche zu helfen. Im Klartext: Die beteiligten Banken sollen nun auch den Abriss der Wohnblocks, die ihnen beim Konkurs von Krause zufielen, finanzieren. „Die knappen Haushaltsmittel der Stadt können an anderer Stelle wesentlich sinnvoller eingesetzt werden“, sagt der FDP-Mann.Für ihre eigenen Objekte will die Gewoba nicht auf ein Ende der Debatte um die Krause-Wohnungen warten und hat mit ihrem „Sanierungsprogramm Tenever“ schon einmal begonnen: Für zwei Millionen Euro sollen an dem Objekt Otto Brenner-Straße 48 Heizung, Fassade und Dach saniert werden.

Klaus Wolschner