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: Die Regenmacher

Welche Rolle spielen Kleinstlebewesen bei der Wolkenbildung? Diese Frage wollen britische Wissenschaftler der University of East London nun in einem Forschungsprojekt klären. Bisher war lediglich bekannt, dass Bakterien, Pilzsporen und Mikroalgen unter den harten Lebensbedingungen in der Atmosphäre überleben können. Doch welche Arten genau in diesem womöglich stabilen Ökosystem leben, blieb bis jetzt unklar.

Um Näheres über dieses Biotop herauszufinden, sammeln die Forscher Bakterien und winzige Algen aus der Atmosphäre. Dazu nutzen sie einen speziellen so genannten „zyklonischen Wolkenfänger“, der wie ein Staubsauger funktioniert. Anschließend untersuchen sie die Zusammensetzung der Mikroorganismen und die Aktivität des bislang weitgehend unbekannten Ökosystems.

Ob die Kleinstlebewesen tatsächlich einen Einfluss auf das Wetter nehmen, ist bislang unklar. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Mikroorganismen im Himmel ihr Schicksal selbst lenken können, indem sie „Eiskeime“ bilden und die dabei frei werdende Wärmeenergie in die Umgebung entlassen. Dadurch heizt sich die Luft auf und strömt verstärkt nach oben. Umgekehrt könnten sie auch die Bildung von Wassertröpfchen induzieren und dann an jenen Stellen herunterregnen, die ihnen gute Lebensbedingungen bieten.

Je nachdem, um welchen Wolkentyp es sich handelt, können die Bakterien mehrere Tage oder sogar Wochen in der Luft verbleiben und somit über weite Strecken verdriftet werden. „Es ist sehr erstaunlich, dass Mikroben Wege gefunden haben könnten, die Bildung von Wolken zu beeinflussen und Regen zu machen“, sagt Bruce Moffett, Leiter des Forschungsprojekts.

Bereits 1998 hatten Wissenschaftler aus Edinburgh und Oxford eine Theorie aufgestellt, nach der Mikroorganismen über Wirkungen auf Wolkenbildung und Regen auch das Klima beeinflussen können. In einer ersten Testphase saugten die Forscher Proben aus niedrigen Kumuluswolken über Oxford ein. Dabei entdeckten sie lebende Mikroorganismen wie Ammoniak oxidierende Bakterien und Algen. Zudem weisen gefundene Stoffwechselprodukte unter anderem auf Mikroben der Gattung Arthrobacter hin, eine der am häufigsten vorkommenden Formen in trockenen Böden. Die in der Atmosphäre lebenden Organismen müssen extremsten Bedingungen angepasst sein, denn dort herrschen Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, starke UV-Strahlung, ein geringer Luftdruck und es sind so gut wie keine Nährstoffe vorhanden. „Vielleicht finden wir auch weitere Argumente für die so genannte Gaia-Hypothese“, fügt Tim Lenton vom Centre for Ecology and Hydrology in Edinburgh hinzu. Diese Theorie besagt, dass das Erdklima und die Zusammensetzung der Atmosphäre zum Großteil von biologischen Prozessen reguliert wird. LINDA TIDWELL