Nonnengänse nur wenig enthaltsam

Die Küstenvögel haben dieses Jahr fleißig gebrütet – auch neue Arten im Westen

Als Durchzügler im Frühjahr und Herbst sind sie bekannt an der schleswig-holsteinischen Westküste, seit neuestem aber haben Nonnengänse die Region auch als Brutrevier erobert: Im Beltringharder und im Rickelsbüller Koog, erstmals sogar auf der Vogelinsel Trischen haben die Tiere in diesem Jahr Nachwuchs großgezogen. „Hier kann man live sehen, wie sich Evolution vollzieht“, schwärmt Hendrik Brunckhorst, Sprecher des Nationalparkamtes in Tönning (Kreis Nordfriesland).

Auch die „klassischen“ Brutvögel der Küste haben sich fleißig fortgepflanzt: Als „überdurchschnittlich gut“ bewertet der Brutvogel-Experte des Amtes, Bernd Hälterlein, den Bruterfolg. Dank der relativ günstigen Witterungsverhältnisse des Frühsommers seien Mitte Juni die ersten Jungvögel flügge gewesen. Das gelte besonders für die Arten, die in höheren Bereichen der Inseln und Halligen und hinter den Landesschutzdeichen brüten. Verluste gab es Hälterleins Bilanz zufolge jedoch bei den Lachmöwen und Säbelschnäblern. Sie legen ihre Nester in die tief liegenden Salzwiesen, die im Juni überflutet wurden.

Insgesamt brüten rund 100.000 Vogelpaare von über 30 Arten im und rund um das Wattenmeer. Zu den häufigsten zählen Lachmöwen, von denen es allein rund 30.000 Paare gibt, Austernfischer, Silber- und Heringsmöwen sowie Brand- und Küstenseeschwalben. Für die Schwalbenarten sind die besonders geschützte Insel Trischen sowie die nordfriesische Hallig Norderoog als Brutreviere von Bedeutung.

Als „neue“ Sommer-Bewohner der Küste hätten sich in den letzten Jahren neben den Nonnengänsen auch Löffler etabliert. Diese auffälligen Reiher mit löffelartigem Schnabel sind Hendrik Brunckhorst zufolge aus den Niederlanden eingewandert.

An die vierzig Familien der Nonnengans seien in den Naturschutzkögen zudem gesichtet worden. „Da hat sich eine richtige Population aufgebaut“, sagt Brunckhorst. Interessierte Vogelfreunde können diese sogar mit eigenen Augen beobachten: Im Naturschutzgebiet Hauke-Haien-Koog, berichtet der Sprecher, habe er selbst von einem Beobachtungsposten an der Straße aus 15 bis 20 Tiere vorm Fernglas gehabt. LNO