Wut auf das frühere Management

Konkursgericht genehmigt Zwischenfinanzierung für WorldCom. Die Beschäftigten bangen um ihre Jobs

ARLINGTON/NEW YORK afp/ap ■ „Das Ganze stinkt zum Himmel“, schimpft Marie. Sie ist eine von den 60.000 WorldCom-Mitarbeitern in den USA, die nach dem Konkurs des hoch verschuldeten US-Telekommunikationskonzerns zwischen Hoffnung, Zukunftsangst und Zorn schwanken – wobei im Moment der Zorn vorherrscht. „So wie das Management unter Bernie Ebbers die Firma geführt hat, könnte ich niemals meinen Haushalt führen“, wütet Marie. Ob die Manager dafür auch vor Gericht müssen, ist noch unklar. Gestern hat das Konkursgericht in New York auf Antrag des Justizministeriums den Einsatz eines unabhängigen Ermittlers genehmigt, der die Bilanzmanipulationen in dem Unternehmen untersuchen soll. Zugleich leitete das Ministerium selbst eine strafrechtliche Ermittlung ein.

Wayne, ein anderer WorldCom-Mitarbeiter, hatte schon vor Monaten ein „unbestimmtes Gefühl“, dass „irgendetwas passieren würde“. Wie fast alle anderen Mitarbeiter aus der WorldCom-Filiale in Arlington, einem Vorort von Washington, möchte auch er nur seinen Vornamen nennen – aus Furcht, seinen Job noch schneller zu verlieren als ohnehin erwartet. Wayne hat vorsorglich schon im April einen Nebenjob angenommen, als sich mit dem Rauswurf von WorldCom-Gründer Ebbers die Krise abzuzeichnen begann. Fast 13.000 Mitarbeiter des US-Konzerns haben bereits ihre Kündigung in der Tasche, und viele der verbleibenden befürchten ihre Entlassung – auch wenn bislang nur die US-Töchter des Konzerns Konkurs angemeldet haben und die anderen zunächst wie gewohnt weiter arbeiten. Die Stimmung ist auch bei denen im Keller, die noch Arbeit haben: „Wir verlieren unsere Arbeitsplätze. Stellen Sie uns bloß keine Fragen“, sagt eine Verwaltungsangestellte. Viele trifft es gleich doppelt. Sie haben in der Vergangenheit Aktien des Unternehmens gekauft. Und der Kurs ist inwischen auf einen Bruchteil eingebrochen. Im Juni 1999 lag er noch bei über 64 Dollar, bis zum Montag stürzte die Aktie auf 14 Cent ab. „Ich hatte WorldCom-Aktien“, klagt Jeremy. „Wenn ich die Papiere gegen Toilettenpapier eintauschen könnte, ginge es mir bedeutend besser.“ Von seinen Freunden erntet er damit zustimmendes Nicken und trockenes Gelächter.

Doch auch wenn die Aussichten noch so schlecht sind, weigern sich einige WorldCom-Angestellte, den Kopf hängen zu lassen. „Am Freitag war der Kurs schon bei neun Cent. Wer da eingestiegen ist, macht einen Mordsgewinn“, erklärt Tracey, eine 29-jährige Betriebswirtschaftlerin, die sich ihren Optimismus nicht nehmen lassen will. „Außerdem ist es irgendwie aufregend, wenn man seine Firma in den Nachrichten sieht.“

Man müsse die „Dinge nehmen, wie sie kommen“, sagt ihre Kollegin Mildred, die immer noch stolz auf ihren Job bei WorldCom ist und der neuen Geschäftsführung unter John Sidgmore vertraut. Nicht ganz so schlecht sieht auch das Konkursgericht offenbar die Chancen. Gestern genehmigte es eine Zwischenfinanzierung von zwei Milliarden US-Dollar, die von der Hauptgläubigerbank JP Morgan, der Citigroup und General Electric Capital bereitgestellt wird.