Nostalgischer Dreher

Von der „Schrillen Rille“ zum DJ Mani. Seine Spezialität: Raritäten aus den 60er und 70er Jahren

Turbulent und frisch aus aller Welt zusammen gemixt

Beim World-Wide DJ Mani aus der Bremer Neustadt dreht sich alles um die Schallplatten der 60er und 70 Jahre. Typisch für den diplomierten Künstler sind ansonsten Zeichnungen, die Kindheitserinnerungen an die 70er wecken – und Ausstellungen, bei denen der 35-Jährige seine Welt umdreht, indem er sich wortwörtlich auf den Kopf stellt.

Nun lässt er die Welt um die Platte drehen. Dabei verwertet er längst ausgemusterte Exemplare der Musikgeschichte. Ob Los Angeles, New York, Rotterdam, Luxemburg, Berlin oder Bremen – auf seinen weltweiten Streifzügen sammelte er Seltenheiten zusammen, einmal im Monat spielt er sie im Harmony für ein total gemischtes Publikum.

Sein Repertoire umfasst 300 bis 400 Schallplatten querbeet: Salsa, Mambo, Rock, Soul, Blues und Jazz, alles dabei, um schrille Ideen und experimentelles Abmischen zu ermöglichen. Manche noch ältere Scheibe aus Schellack spielt er auf einem alten Phillips-Plattenspieler, und der sorgt wiederum für nostalgisches Knistern.

Manis erste Auftritte liefen unter dem Namen „Die Schrille Rille“ und zielten schwerpunktmäßig auf easy listening. Dann entwickelte er seinen „soul hifi puck international“. „Turbulent und frisch zusammen klingen beispielsweise Rosita Rodriguez mit El Tortellino“, sagt der DJ. „Und beim 60er-Quartett Steppenwolf finden sich Soulpassagen, die bestens zu Aretha Franklin passen.“

Auf den Grund gegangen ist er den Musikstücken aus vergangenen Zeiten wenig. Ob er jemals den Songwritern nachforschte? DJ Mani schüttelt den Kopf. Der Grund: Er will nichts klassifizieren, den Sound nicht in Schubladen packen. „Zufällige Übergänge sind toll“, sagt der DJ, „ die Kunst an meiner Musik ist das Unvorhersehbare, nur nichts Planen.“ Seine Auftritte klingen jedesmal neu: Toll gelungene Übergänge nochmal zu treffen – daran hat er kein Interesse. „Den Kick kriege ich, wenn aus dem Bauch heraus melodische Experimente glücken“, sagt der DJ, mit bürgerlichem Namen Manfred Kirschner genannt.

Karl Zyskowski

Nächster Auftritt: Freitag, 26. Juli, ab 22 Uhr im Harmony, Lahnstr. 13a