Himmelblau stillt Schmerz

Seine „Sommertour“ führt den CDU-Wahlkämpfer Eckhoff zu den Menschen. Er zeigt Verständis für die Sorgen der Unternehmer und die Polizei, aber nicht immer will er Abhilfe versprechen

„Blau verbindet uns mit dem Ozean und dem Himmel“, sagt die professionelle Farbtherapie, „die Farbe vermindert die Pulsfrequenz und wirkt schmerzstillend.“ In Bremen ist blau die Farbe der CDU: Wo in den letzten Wochen eine blau gestylte Gruppe von Fahrradfahrern auftauchte, da war es das „Sommertour“-Team des Fraktionsvorsitzendem Jens Eckhoff. Hunderte von Gesprächen hat er geführt und ist durch die Stadtteile geradelt, um zu demonstrieren, dass ihm die Leute wichtig sind.

Gestern Mittag war Stopp beim Einkaufszentrum Werder-Karree in Habenhausen. Der Inhaber der Immobilie, der Architekt Rainer Morschel, kam denn auch gleich zur Sache: „Beschissen wie überall“ sei die Lage im Einzelhandel, „schlecht wie seit Jahren nicht“ die Umsätze, und da schmerze es besonders, wenn der Kundenzufluss nicht reibungslos klappt. Die Zufahrt zum Einkaufszentrum inklusive einer kleinen Brücke über den Fleet hätten die privaten Investoren finanziert, berichtet Morschel, die Stadt habe damals zugesagt, wenigstens einen „Linksabbieger“ von der Habenhauser Brückenstraße aus zu bauen. Bis heute sei nichts passiert, über die Erdbeerbrücke würden deutlich weniger Kunden den Weg in das neue Werder-Karree finden als ursprünglich kalkuliert. Und es sei immer noch nicht erlaubt worden, im Umfeld des Einkaufszentrums ein paar Schilder aufzustellen, die den Weg zum Werder Karree weisen.

Eckhoff und seine BegleiterInnen, CDU-Aktive aus dem Stadtteil, sind dankbare Zuhörer und versprechen „nachzufassen“. Nur beim Thema „Sonntagsöffnung“ können sie dem Center-Manager wenig Hoffnung machen: Die Mehrheit seiner Partei sei gegen die Sonntagsöffnung, erklärt Eckhoff – wenn für das „Erdbeerfest“ in Habenhausen die Geschäfte eine Sondergenehmigung am Sonntag erwirken wollten, dann müssten sich die Geschäftsleute einen Dreh einfallen lassen, wie man die vom Gesetz geforderte „überörtliche Bedeutung“ darstellen könne.

Eckhoff ist aber keiner, der den Leuten nach dem Munde redet. Überhaupt nicht gefällt ihm, sagt er dem Center-Manager ins Gesicht, dass die „Kernöffnungszeiten“ beim Werder Karree abends nur noch bis 19 Uhr reichen. Viele der Geschäfte hätten darüber geklagt, dass sie in der Stunde bis 20 Uhr mehr Kosten als Umsatz hätten, berichtet der Center-Manager. Wie soll er für eine weitere Öffnung der Ladenschlusszeiten streiten, wenn Geschäfte die geltende Regelung nicht ausnutzen, kontert Eckhoff. Der Center-Manager verspricht, das Argument an die Geschäfte weiter zu geben.

Unten im japanischen Restaurant macht die CDU-Wahlkampftour-Pause bei grünem Tee, die Geschäftsführerin von „Adler“ stößt dazu. Der Bekleidungs-Discounter findet „den Standort nicht so rosig“, die Frequenz fehle, sagt sie. „Adler“ hat gleichwohl weniger Probleme mit der Öffnungszeit bis 20 Uhr als mit dem Übergangswohnheim für Asylbewerber, Aussiedler und Kriegsflüchtlinge in der Steinsetzerstraße, direkt nebenan. 180 Menschen wohnen dort, darunter viele Asylbewerber aus Weißrussland. Ihr Geschäft habe erhebliche Verluste durch Diebstahl, klagt die Geschäftsführerin. 90 Prozent der erwischten Ladendiebe seien „von da“. So eine Unterkunft direkt neben einem Einkaufszentrum, das dürfe es eigentlich nicht geben.

Rolf Herderhorst, Innenpolitiker der CDU und Habenhauser, wendet ein, dass die Unterkunft vor dem Einkaufszentrum dort war. Das Polizeirevier Kattenturm weigere sich sogar, Anzeigen aufzunehmen, wenn das Geschäft abgerissene Preisschildchen in der Umkleidekabine gefunden hat, setzt die „Adler“-Chefin nach. Da findet der CDU-Besuch den Konsens wieder: Das Thema werde man umgehend ansprechen, verspricht Eckhoff. Die Fahrradtour geht durch Arsten direkt zum Polizeirevier Kattenturm. K.W.