lokalkoloratur

Die Klitschkos sind nicht doof. Aber wahrgenommen werden sie nur von SportsfreundInnen. Das sind die Leute, die nach Meinung der Nachrichtenagentur AP kaum das Feuilleton einer Zeitung aufschlagen. Den hochgeistig angestaubten oder präpostmodernen Hipsterteil, in dem Opern, Ausstellungen oder eben Bücher rezensiert werden. Die haben jetzt mal Pech gehabt. Schluss mit Schweiß, her mit Geist, dachten sich Vitali Klitschko und sein Bruder Wladimir und fordern Martin Walser im Kampf um den Sommerbestseller heraus. Ein Fitnessbuch mit „ästhetisch gelungenen Fotografien in weichen Sepiatönen, die die hühnenhaften Sport-Stars in Gatsby-Manier mit Strohhut und weißen Sommerhemden zeigen“, sollen den Erfolgsautoren in den Ringstaub befördern. Nur-Feuilleton-LeserInnen muss erklärt werden, dass die Brüder aus der Ukraine zu den besten Schwergewichtsboxern der Welt gehören, gibt es doch Kulturbeflissene, die immer noch nichts von den beiden Wahl-Hamburgern wissen wollen. Literatur findet sich im kommenden Sommer-Bestseller auch: der alte Box-Dichter Wolf Wondratschek rückte einen Vierzeiler heraus. FOG