Der Walkampf läuft

WWF und Schutzstation Wattenmeer beklagen die drohende Ausrottung der Schweinswale, die in den Stellnetzen der Fischer ersticken – als unnützer „Beifang“

Der Phocoena hat ein stromlinienförmiges Design über Generationen entwickelt, perfekt an die Umgebung angepasst. Aufgrund seines hochsensiblen Ultraschallradars wird er nie den richtigen Weg verfehlen. Falls der Phocoena alt und klapprig wird, sorgt er sogar eigenständig und kostenlos für junge, unverbrauchte Exemplare.

Dies ist kein Zitat aus dem Katalog der Kleinwagenfirma aus Wolfsburg, die sich jetzt auch ein Stück vom Oberklassekuchen schneiden möchte. Phocoena Phocoena ist der wissenschaftliche Name des Schweinswals. Etwa eineinhalb Meter ist der Lungenatmer lang und lebt im Nordatlantik, zum Beispiel vor der deutschen Nordseeküste – noch.

Denn trotz des 1999 eingerichteten Walschutzgebietes um Amrum und Föhr geraten laut Schutzstation Wattenmeer über 10.000 Schweinswale unbeabsichtigt in die Netze. „Die Deutschen fischen nicht im Schutzraum, aber ihre dänischen Kollegen sind nicht daran gebunden“, bedauert Klaus Günther vom WWF. Sie arbeiten mit Stellnetzen, kilometerlangen Netzflächen, die an Schwimmkörpern stundenlang im Wasser hängen. In den Maschen ersticken die Säugetiere. „Die Schweinswale können höchstens sechs Minuten tauchen“, erklärt Tierschützer Günther. Auch mit ihrem tierischen Radarsystem sind sie nicht in der Lage, die Gefahr zu umgehen – zu feinmaschig sind die Stellnetze. Und so sterben die Wale den Atemtod als „Beifang“, wie die Fischer die unbeabsichtigte und für sie nutzlose Beute nennen.

Das wahre Problem ist nicht die Grausamkeit des Fangs: Eine Walkuh bringt jährlich nur ein bis zwei Junge zur Welt, die dann monatelang bei der Mutter bleiben. Obwohl sich auch die Dänen von Gebieten fernhalten, in denen die Weibchen ihre Jungen aufziehen, gehen ihnen viele Schweinswale in die Stellnetze, die Population sinkt immer weiter. Günther hält gar ein Aussterben in diesem Teil des Ozeans für möglich.

Die EU habe sich des Problems bislang nicht angenommen, kritisiert Günther. Zwar hat Agrarkommissar Franz Fischler bereits Vorschläge gemacht. Dazu bedarf es aber der Zustimmung der Mitgliedsstaaten – im Moment nicht in Sicht. slk