unterm strich
:

Der russische Schriftsteller Vladimir Sorokin, 46, muss sich am kommenden Montag den Fragen der Moskauer Staatsanwaltschaft stellen. Diese hat den international bekannten, in seinem eigenen Land schwer umstrittenen Literaten, der wegen angeblicher Pornografie in seinem Werk angezeigt worden war (taz vom 12. 7.), zu einer Aussage aufgefordert. Das gab dessen Anwalt Genri Resnik am Donnerstag bekannt. In seinem Roman „Der himmelblaue Speck“, der auch in Deutschland erschienen ist, hat sich Sorokin unter anderem über den Intimverkehr geklonter Sowjetführer miteinander ausgelassen. Seinen konservativen Kritikern ist Sorokin schon lange ein Ärgernis: Für sie zieht der Schriftsteller „die russische Literatur in den Schmutz“. Die Anzeige gegen ihn sieht Sorokin als Teil einer Hetzkampagne der nationalistischen Jugendorganisation „Gemeinsamer Weg“, der eine besondere Nähe zum Kreml nachgesagt wird. Diese hatte Ende Juni etwa, bei einer Kundgebung in Moskau, Bücher des Autors symbolisch in eine übergroße Toilette geworfen. Im Falle einer Verurteilung droht Sorokin eine Geldbuße oder sogar eine Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren.

Doch nicht nur Exsowjetführer, auch die Symbole kapitalistischer Konsumkultur sind vor Satire nicht sicher. So hat ein US-Gericht jetzt eine Klage des Spielzeugkonzerns Mattel abgewiesen: Die hatten gegen die dänische Popgruppe Aqua geklagt, die sich in ihrem Song „Barbie Girl“ über die Mädchenpuppe lustig gemacht hatte. Mattel sah sein Copyright verletzt und fürchtete um den Ruf seiner Vorzeigepuppe. Doch das US-Gericht befand, Barbie sei eine kulturelle Ikone und als solche Objekt öffentlicher Rede. Parodien seien daher vom Schutz der Redefreiheit gedeckt.