: Mehr weniger naive Politiker
betr.: „Veränderung oder Verrat? (Für die Grünen geht es um ihr Selbstbild als Antikorruptionspartei)“, Kommentar von Stefan Reinecke, taz vom 24. 7. 02
Ich wünsche mir weniger naive Politiker im Bundestag. Es verwirrt, dass einige Grüne über Honorare von Hunzinger sprachen, die sie sofort als Spenden an die Partei weitergegeben hätten. Sollte das heißen, die Honorare kamen nicht in die Steuererklärung, wo sie hingehörten? DIETRICH JAHN, Hannover
Fast alles spricht dafür, dass sich die Grünen zu einer stinknormalen Partei mausern wollen. Daran hindert sie nur noch ihr guter Ruf als Antikorruptionspartei. Der Umgang mit der Affäre des cleveren Schwaben Cem Özdemir bietet ihnen die einmalige Gelegenheit, sich an seiner Stelle öffentlich von der Bürde moralischer Vorurteile zu befreien. Mit Blick auf die nahe Bundestagswahl würde ihnen Machiavelli aber eher zum Verrat an Cem Özdemir raten. ROLAND ODERMATT, Brühl
betr.: „Grüne verspielen Kredit“ u. a., taz vom 23. 7. 02
1. Kann jemand, der noch nicht einmal seine eigene finanzielle Situation hinreichend zu überblicken und zu regeln vermag, eigentlich im Bundestag seiner herausragendsten Aufgabe – neben dem Entscheid über Krieg und Frieden – als Parlamentarier, nämlich dem Haushaltsrecht, auch nur annähernd gerecht werden?
2. Kann jemand, dessen persönliche Lebensumstände zumindest 1999 als ruinös zu bezeichnen waren, eigentlich noch unabhängig sein und in diesem Sinne seinen Pflichten als Parlamentarier nachkommen? Bei einem Notar hätte die Notarkammer bei Bekanntwerden einer solchen wirtschaftlichen Notlage sofort das Notariat entzogen – bei einem Parlamenterier jedoch wird diese Frage noch nicht einmal erörtert. RALF MULDE, Bremen
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