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Libération aus Paris schreibt zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte im Fall des Nazi-Kollaborateurs Papon: Der Kampf der Anwälte von Maurice Papon ähnelt im Grunde einer gut eingefädelten juristischen Manipulation, jetzt, wo der Gerichtshof für Menschenrechte ihnen eine Bresche geöffnet hat. Sie versuchen, Mitleid für einen geschwächten Greis zu schüren und seine Freilassung zu erreichen, was in ihren Augen eine Wiedergutmachung der Verurteilung von Bordeaux darstellen würde. Man darf jedoch nicht vergessen: wenn Maurice Papon mit 91 Jahren im Gefängnis sitzt, dann liegt das daran, dass der Prozess, den er verdient hat, mehr als ein halbes Jahrhundert auf sich warten ließ.

Die englische Times schreibt zum Wahlkampf in Deutschland: Falls Edmund Stoiber im September der nächste deutsche Kanzler wird, dürfte er viele festgefahrene Vorstellungen über den Haufen geworfen haben. Bisher hatte gegolten, dass ein Politiker aus Bayern niemals die Mehrheit einer modernen, liberalen Mehrheit der Bevölkerung bekommen könnte. Schröder ist dagegen das Musterbeispiel eines charismatischen Erfolgspolitikers. Jetzt sieht Schröder allerdings wie der Mann von gestern aus. (…) Der Erfolg zu Hause ist aber ebenso wichtig wie seine internationalen Auswirkungen. Die wirtschaftliche Erholung der Bundesrepublik ist entscheidend für die Wirtschaftsdynamik Europas. In Fragen der EU-Osterweiterung und bei der künftigen militärischen Rolle Deutschlands, wie zum Beispiel bei einer Militäraktion gegen den Irak, muss Stoiber noch viele Fragen beantworten.

Zum erneuten Annäherungsversuch Nordkoreas an den Süden schreibt die Basler Zeitung: Präsident Kim Dae Jung ist ein Staatschef auf Abruf. Bei den Wahlen im Dezember kann er nicht mehr antreten. Seiner Millenniumspartei ist es bisher nicht gelungen, einen Nachfolgekandidaten so zu profilieren, dass er die oppositionelle Grand National Party besiegen könnte. Und persönlich steht der im Ausland so hoch angesehene Kim vor einem Desaster. Selbst zwar bisher ein gestandener Saubermann, muss er mit ansehen, wie zwei seiner Söhne wegen Korruption verhaftet wurden und gegen einen Dritten der Staatsanwalt ermittelt. Bisher hat Nordkorea auf Schwächen des Südens stets aggressiv reagiert. Politische Beobachter in Seoul glauben deshalb, dass es bis zur Amtseinführung des neuen Staatspräsidenten Südkoreas im Februar 2003 zu einer Eskalation der Krise kommt.