Festgefroren: Wer hat Schuld?

Russische Forscher erheben Vorwürfe gegen Motorenwerke Bremerhaven: Sie seien in der Antarktis festgefroren, weil das ursprünglich vorgesehene Schiff nicht fertig war

Das deutsche Versorgungsschiff „Magdalena Oldendorff“ befindet sich nach rund anderthalbmonatigem Festgefrorensein in einer Bucht im Südpolarmeer jetzt wieder auf dem Rückweg aus dem ewigen Eis in Richtung Kapstadt.

Russische Wissenschaftler, die an Bord des Schiffes im Schelfeis festgesessen hatten, werfen nun den Motorenwerken Bremerhaven (MWB) vor, diese seien verantwortlich für das Scheitern ihrer Mission. Die „Magdalena Oldendorff“ hatte zuvor im Auftrag des russischen Forschungsinstituts Arctic and Antarctic Research Institute (AARI) mehrere Forschungsstationen mit Proviant und Ausrüstung versorgt. Außerdem hatte sie 79 Forscher an Bord genommen. Die „Magdalena Oldendorf“ war anstelle des eigentlich dafür vorgesehenen Eisbrechers „Akademik Fedorov“ gechartert worden, da der Eisbrecher nicht planmäßig einsatzbereit war.

Die „Akademik Fedorov“ war bis November zur Reparatur in Bremerhaven. Am Ende der Arbeiten stellten Russen und Deutsche bei einem Probelauf einen Schaden am Eisbrecher fest. Seitdem weisen sich die Motorenwerke und die russische Besatzung dafür gegenseitig die Verantwortung zu. Möglicherweise kommt es zu einem gerichtlichen Nachspiel in dieser Angelegenheit.

Ein Sturm hatte der „Magdalena Oldendorff“ den Weg mit Treibeis versperrt, das sich zu einer so festen Eisdecke verband, dass die 10.000 PS des Versorgungsschiffes nicht reichten, einen Weg freizubrechen. Der Versorger kann als Eisbrecher immerhin eine bis zu ein Meter dicke Eisschicht durchfahren, erklärte ein externer Logistiker des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven. Er schätzt den Einsatz der „Magdalena Oldendorff“ so ein, dass die Einsatzzeit für dieses Schiff nicht günstig gewesen sei. Das 173-Meter-Boot habe keine Bug- oder Heckdüsen, mit denen es sich um seine eigene Achse drehen könne, so dass es im Eismeer schlecht manöverierbar sei. Deshalb lag es seit dem 11. Juni in der Muskegbukta-Bucht im Südpolarmeer fest. Gefährlich sei die Situation aber zu keiner Zeit gewesen, ergänzt der Experte.

Vom 27. Juni an hatten zwei Hubschrauber der südafrikanischen Luftstreitkräfte die 79 festsitzenden Forscher und einen Teil der Besatzung vom deutschen Versorgungsschiff ausgeflogen.

Erst dem argentinischen Eisbrecher „Almirante Irizar“ gelang es vor wenigen Tagen, der „Magdalena Oldendorff“ einen Weg durch die zum Teil bis zu sechs Meter dicke Eisschicht in die Freiheit zu bahnen.

ube