geläufig Fleiß, Sparsamkeit

„Eigenschaften wie selbstloser Dienst, Gelten durch Leistung, Bescheidenheit, Pflicht vor allem gegenüber dem Staat, Haltung und Ehre, wurden in Preußen geschätzt und hochgehalten. Preußen war ein sparsamer Staat, die Mark Brandenburg ein armes Land, nicht gesegnet mit den Reichtümern der Natur. Preußen konnte sich nur behaupten, wenn es die Fähigkeiten seiner Bewohner förderte und nutzte, sie zu Fleiß, Sparsamkeit und Bescheidenheit anhielt; auf dieser Grundlage war der preußische Staat – zu Zeiten des Soldatenkönigs und Friedrichs des Großen – modern. Als er bei Jena und Auerstädt unterging, erneuerte er sich danach aus eigener Kraft, um wieder an der Spitze des Fortschritts zu marschieren.“ Das schrieb Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm im Mai 2000 in den Preußischen Nachrichten. Wer im letzten Jahr bei den 300-Jahre-Preußen-Feiern aber genau aufgepasst hat, der konnte wissen, was man mit diesen „Fähigkeiten“ der Bewohner Preußens anrichten konnte. Die Könige Preußens waren zwar „modern“ gesonnen, andererseits blühte in Preußen die Geisteswissenschaft nicht eben, die Gesellschaft war durchmilitarisiert, und der von Schönbohm gelobte Soldatenkönig liebte es, Berliner in sein Schloss zu laden, um sie bewirten und anschließend verprügeln zu lassen. Wenn man an der Führung durch „das preußische Berlin“ in der Umgebung des Nicolaiviertels teilnimmt, erfährt man vieles über Folter, über Zucht und Ordnung und „Bescheidenheit“. SUN

Treffpunkt: Fernsehturm, 11 Uhr