Aktionärszahlen sinken nur langsam

Studie des Deutschen Aktieninstituts: Trotz Börsenkrise ist der Rückgang der Aktionärszahlen eher moderat

Die Börsenkurse weisen unübersehbar in den Keller. Da ist zu vermuten, dass sich mit letzter Kraft und im letzten Moment auch noch der letzte Aktionär von seinen Wertpapieren trennt, um den Verlust zu begrenzen, bevor alles verloren ist. Doch weit gefehlt: Subjektiv wird der Vertrauensverlust an den Börsen offenbar stärker bewertet, als sich dies objektiv in sinkenden Anlegerzahlen niederschlägt. Die meisten scheinen verhältnismäßig besonnen zu reagieren: Sie sitzen im Tal der Tränen, sind aber wohl entschlossen, auf bessere Zeiten zu hoffen: Aktien sind eine langfristige Geldanlage, steht in jedem Lehrbuch – kurzzeitige Abstürze sind unvermeidlich und auszusitzen.

So jedenfalls lassen sich die Zahlen interpretieren, die das Deutsche Aktieninstitut (DAI) jüngst auf Grundlage einer Infratest-Umfrage veröffentlicht hat. Demnach sank die Zahl der direkten und indirekten Aktionäre in Deutschland im ersten Halbjahr 2002 gegenüber dem letzten Halbjahr lediglich von 19 Prozent auf 18 Prozent. Damit sind immerhin noch 11,6 Millionen Deutsche über 14 Jahre in dieser Form des Investments involviert. Der Höchststand im ersten Halbjahr 2001 betrug 13,4 Millionen.

„Die anhaltenden Kursrückgänge führten bisher nicht zu einer Flucht aus dem Anlageinstrument Aktie“, heißt es beim DAI. Und dessen geschäftsführender Vorstand Rüdiger von Rosen kommentiert: „Es spricht für die gefestigte Aktienakzeptanz, dass die privaten Anleger offenkundig der Aktienanlage die Treue halten.“ Seit 1997 hat sich die Zahl der Aktien- und Fondsbesitzer von seinerzeit 5,6 Millionen sogar verdoppelt.

Ein Großteil des derzeitigen Rückgangs lasse sich, so eine DAI-Kurzstudie, auf die Gruppe der direkten Aktionäre zurückzuführen. Ihr „Marktanteil“ verringerte sich von 8,4 auf 7,3 Prozent, während die Zahl der Fondsbesitzer von 14,5 auf 13,9 Prozent sank. Die Zahl der Einzelaktienbesitzer ging im Vergleich zum Gesamtjahr 2001 um 1,015 Millionen auf 4,68 Millionen zurück. Der vergleichsweise geringe Rückgang im Bereich der Fondsbesitzer lasse „auf ein gestiegenes Risikobewusstsein“ schließen. „Die Anleger scheinen der Risikostreuung, die durch Fondsanlagen möglich ist, mehr zu vertrauen als der Einzelanlage.“

Letztlich sei indes entscheidend, „unsauberes Verhalten von Marktteilnehmern wie Bilanzfälschungen, Insiderhandel und fragwürdiges Analystenverhalten durch strengere Maßnahmen im Bereich der Aufsicht und der Rahmenbedingungen zu verhindern“. Nur so lasse sich das verloren gegangene Vertrauen der Anleger in die Integrität der Kapitalmärkte wieder herstellen. Denn letztlich, so das DAI, werde „die Aktie für die wichtigen Zukunftsthemen Eigenkapitalfinanzierung von Unternehmen und Altersvorsorge dringend benötigt“. ALO

Die DAI-Kurzstudie „Moderater Rückgang der Aktionärszahlen“ findet man grafisch aufbereitet unter www.dai.de