geläufig Das Beil noch im Schädel

Hier kommt das Gespenst, das mich gemacht hat, das Beil noch im Schädel. Du kannst deinen Hut aufbehalten, ich weiß, dass du ein Loch zu viel hast. Ich wollte, meine Mutter hätte eines zu wenig gehabt, als du im Fleisch warst: ich wäre mir erspart geblieben. Man sollte die Weiber zunähn, eine Welt ohne Mütter. Wir könnten einander in Ruhe abschlachten, und mit einiger Zuversicht, wenn uns das Leben zu lang wird oder der Hals zu eng für unsere Schreie. Was willst du von mir. Hast du an einem Staatsbegräbnis nicht genug. Alter Schnorrer. Hast du kein Blut an den Schuhn. Was geht mich deine Leiche an. Sei froh, dass der Henkel heraussteht, vielleicht kommst du doch in den Himmel. Worauf wartest du. Die Hähne sind geschlachtet. Der Morgen findet nicht mehr statt.“ Die Worte, mit denen der alte Nekromantiker Heiner Müller seine Hamletfigur den toten Vater begrüßen lässt, hat wenig mit dem zu tun, was sich ein bürgerliches Theaterpublikum unter einem schönen philosophischen Sein-Nichtsein-Abend vorstellt. Nein, Müllers „Hamletmaschine“ erregt noch immer die Gemüter. Und da es in der Sommerzeit wenig, höchstens das Wetter, gibt, das einen aufregt, sollte man sich vielleicht einfach vor das Radio setzen. Dort wird heute endlich einmal wieder die noch für den DDR-Funk aufgezeichnete Fassung der „Hamletmaschine“ gesendet, mit einem aufgeregt-antibürgerlichen Blixa Bargeld, Gudrun Gut und Heiner himself. Ein manchmal grandioses, doch manchmal auch sehr pathetisches Stück Hörspielgeschichte. SUN

Deutschlandfunk, 20.10 Uhr