Fahrräder auf die Straße

betr.: „Ellenbogen auf dem Trottoir“, taz vom 26. 7. 02

Die Radfahrer auf dem Fußweg sind natürlich fehl am Platz. Aber wer hat sich diesen Mist denn ausgedacht? Radwege sind lediglich eine billige und plumpe Art, die nur den Zweck hat, das Fahrradverbot auf dem Fußweg zu umgehen, erfunden von frustrierten Straßenplanern, die es satt hatten, sich alle paar Wochen die Kotflügel vorne rechts an ihren fetten Limousinen ausbeulen zu lassen.

Radwege sind in der Regel doch keine eigenständige Fahrspur für Fahrradfahrer, sondern ein Euphemismus für rote Farbschmiereien auf engen Fußwegen, die den Radfahrern scheinbare Sicherheit suggerieren. Ein Irrtum, der an der ersten Querstraße grausam enden kann. Die beiden ersten toten Radfahrer in Berlin dieses Jahr sind bei der vorschriftsmäßigen Benutzung von Radwegen totgefahren worden.

Ich bin auch Autofahrer und kenne das Problem aus beiden Perspektiven: Radwege sind nicht einsehbar wegen der parkenden Fahrzeuge. Vom Radweg aus wiederum sind die Straßen aus dem gleichen Grund nicht einzusehen, noch ein bisschen Straßenbegrünung und schon entstehen an jeder Querstraße lebensgefährliche Situationen für den Radfahrer.

Lösung 1: (Favorit des Senats) Radfahrer fahren Schritttempo oder lassen das Fahrrad gleich zu Hause und nehmen nur die Klingel und Fahrradkorb mit. Lösung 2: Radwege auf Fußwegen müssen abgeschafft und durch Radspuren ersetzt werden. Die Polizei muss angewiesen werden das Parken auf denselben zu ahnden statt, wie bisher Praxis, zu ignorieren. Ich riskiere mein Leben nicht mehr für ein Bußgeld. Gefahren wird auf der Straße, da wo das Fahrrad hingehört!

Radspuren sind billig, sicher und stören die Fußgänger nicht. Aber sie erfüllen eben den Hauptzweck nicht: Straße frei für den motorisierten Individualverkehr!! CHRISTOPH FREITAG

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